Und plötzlich hat die Schweizer Medienbranche einen ungeheuren Bedarf, zu reden: Über die eigenen Probleme und Herausforderungen, über die Qualität und die Zukunft. Interessiert das jemanden?
Als langjähriger Medienblogger wundert man sich. Hat man noch vor Jahren jede Sendung, in der sich Journalisten und Verlage selbst reflektierten, wahrgenommen wie eine Oase in der Wüste des Nicht-Reflektierens, finden Medientalks inzwischen auf allen Kanälen statt. Es sind zwar immer wieder die gleichen Nasen zu sehen in ständig neuen Konstellationen, aber immerhin diskutiert man, beschäftigt und kümmert sich.
Hat das langjährige Anschreiben gegen die Totalignoranz endlich Früchte getragen? Oder ist es vielmehr so, dass die Medienbranche die seit vielen Jahren absehbare Totalveränderung, in die sie durch das Internet und andere Technologien gerät, erst jetzt so richtig wahrnimmt? Man weiss es nicht. Aber es ist zu vermuten, dass je schlimmer die Situation wird, je mehr darüber geredet wird.
Die Frage bleibt die Gleiche: Interessiert sich der Medienkonsument eigentlich dafür, was in der Medienbranche passiert und wie es ihr geht? Oder ist ihm das egal? Ich bin überzeugt, dass sich Medienkonsumenten für konkrete Medienkritik, konkrete Mediendebatten und konkreten Medienjournalismus interessieren. Aber eher nicht für das x-te Werweissen über die Zukunft und die Qualität der Zeitung. Mir ist es jedenfalls schon länger langweilig mit diesen Fragen. Viele sind nämlich unbeantwortbar (Zukunft) oder zu allgemein gehalten (Qualität), und folglich so spannend wie die Frage, ob es einen Gott gibt, keinen oder mehrere. Also gar nicht.
Hier also ein paar kürzlich auf SRF ausgestrahlte Gespräche über Medien.
„Bilanz“-Standpunkte mit Dirk Schütz (Moderator), Roger Schawinski, Marc Walder, Kurt W. Zimmermann und Christoph Blocher:
„Ueli Maurers Medienschelte“ mit Karin Frei (Moderatorin), Iwan Rickenbacher, Patrik Müller, Norbert Neininger, Roger de Weck und Kurt Imhof:
„Mathias Döpfner – Stirbt die Zeitung?“ mit Markus Spillmann, Marco Färber (Moderatoren) und Mathias Döpfner:
Zusätzlich bietet Radio SRF4 einmal im Monat einen Medientalk an. Zuletzt redeten Mark Eisenegger und Hannes Britschgi mit Moderator Salvadar Atasoy zur „Qualität der Medien“.