Mehr oder weniger

Die Neue Zürcher Zeitung bereitet ihre Leser auf einen „Big Bang“ vor. Mehr Ordnung, mehr Inhalt und mehr Kultur versprechen vier ganzseitige Ankündigungen auf die neuste Umstellungen in dem Zürcher Weltblatt, die ab 12. März mehr Struktur in das angestaubte Blattgefüge bringen sollen. Dass es neben mehr auch weniger gibt, verschweigt die alte Tante höflich.

Leserführung und logische Abfolge von Beiträgen galt bisher nicht als Stärke der NZZ. Nun wird alles besser: „Klarer strukturiert“ soll die NZZ künftig daherkommen. „Mehr Ordnung“ versprechen die sieben Ressorts, die täglich berichten dürfen. „Mehr Inhalt“ soll es in den von Dienstags bis Samstag erscheinenden, fünf wechselnden Themenbeieilagen geben. Der Montag bleibt für drei Quartalsbeilagen und die Sonderbeilagen reserviert. Zusätzlich gibt es einmal monatltlich das ausgezeichnete „Folio“ sowie zehn Mal im Jahr das neue Luxuskonsum-Heft „Z“, das erst kürzlich an den Start ging und eher gemischte Reaktionen ausgelöst hat. Neu wird die bisher öde Samstags-Frontseite daher kommen, mit abgespeckter Sonntagspredigt, farbigen Bildern und Kurzmeldungen. Schliesslich versprechen uns die Blattmacher von der Falkenstrasse „mehr Kultur“, wozu neu auch Beiträge unter der Spitzmarke „Reisen und Freizeit“ zählen, sowie eine Light-Version des eingestellten „NZZ Ticket“.

Dass die jüngste Renovation des 227 Jahre alten Blattes auch Opfer forderte, ist der Ankündigung nicht zu entnehmen. Ein Dutzend altgediente Kollegen wurden in früher als nötig in die Zwangspensionierung geschickt. Einzelne Gefässe, wie etwa die Seite „Bauen und Wohnen“ wurde zugunsten einer „Verlagsbeilage“ massiv zusammengestrichen. Immerhin: Dass sich die NZZ überlegt hat, „wie wir ihr Lesevergnügen steigern können“ ist löblich. Die Neuerungen sollen der Leserschaft „die Kompetenz der NZZ noch besser erschliessen“. Nun muss die einzig verbliebene Qualitätszeitung mit nationalem Anspruch die geweckten hohen Erwartungen auch noch einlösen. (pv.ch)