Muster mit Wert

Einen besonders kreativen Umgang mit Pressematerial bewies eine Kollegin, die den Rohstoff nicht in gefällige Worte sondern direkt in bares Geld wandelte.


Eine bedeutende, lokal ansässige Publikation brachte uns dieser Tage eine herzzerreisende Story aus dem Gerichtssaal. Vor dem strengen Auge von Justitia musste sich eine Journalistin wegen Betrugs verantworten, die zusammen mit ihrem Partner, einem Arzt, originalverpackte Muster von Parfümkreationen zu Jelmoli und Globus gebracht und dort in harte Franken eingetauscht hatte. Die teuren Düfte hatte sie von den Presseabteilungen der Hersteller erhalten, zwecks wohlwollender Besprechung im redaktionellen Teil.

Dem «adretten Paar» kam bei ihrem Tun zugute, dass die auf edle Marken spezialisierten Einkaufstempel verpackte Produkte auch ohne Kaufquittung zurücknehmen und vergüten. Doch einem auf Diebstahle ausgerichtetem Detektiv kam der stete Umtausch Händel komisch vor. «Wir stecken in einem Albtraum, aus dem man nicht aufwachen kann», schluchzte die angeklagte Kollegin laut dem Bericht vor den Schranken des Bezirksgerichts. Sie wäre «niemals auf die Idee gekommen, geschenkte Parfums umzutauschen, hätte sie gewusst, was sie erwarte». Von Vorwurf des Betrugs, den die Staatsanwaltschaft erhoben hatte, liess sich eine gnädige Richterin nicht überzeugen. Sie sprach die beiden frei. Schliesslich hätten sie erklärt, sie wüssten nicht mehr, woher die Parfums stammten; nie aber sie behauptet, die Ware bei Jelmoli oder Globus erstanden zu haben.

Gänzlich ungeschoren kamen die beiden dennoch nicht davon: Wegen der offensichtlichen Täuschungsabsicht muss das Paar die Verfahrens- und Gerichtskosten in der Höhe von mehreren tausend Franken berappen. Die beiden Warenhäuser bekommen dagegen nichts, auch weil sie nach Ansicht des Gerichts aufgrund der «sehr freizügigen Umtausch-Politik eine Opfermitverantwortung» tragen. Für welches Medium die Kollegin über die Parfum-Flacons hätte schreiben sollen, blieb offen. Unser Verdacht:  Es handelt sich um eine sogenannte Lifetsyle-Publikation.

  1. Da staunt man als Fachfrau! Bei den Frauenzeitschriften ist es nämlich üblich, dass Parfums und Kosmetikprodukte in einen internen Verkauf gelangen und das Geld karitativen Organisationen zugute kommt. Eine eigentliche win-win-Situation, da die Kolleginnen und Kollegen zu moderaten Preisen einkaufen können und erst noch Gutes tun!
    Margrit Lienhard, Beautyjournalistin

Kommentare sind geschlossen.