Nach einer Recherche vom «Duo infernale»

«Blick»-Bundeshausredaktor Henry Habegger und Beat Kraushaar vom «SonntagsBlick» bilden ab dem 1. November 2008 ein blätterübergreifendes Recherche/Investigativ-Team. Das «Duo infernale» im ZPV-Interview.

Eigentliches Hauptziel der Recherchier-Truppe ist es, Primeurs zu generieren. Die übergreifende Zusammenarbeit zwischen «Blick» und «SonntagsBlick» ist laut einem Bericht von «persoenlich.com» eine Premiere. Die Zusammenarbeit ist vorderhand auf ein halbes Jahr terminiert.

Wie muss man sich die Arbeit des Rechercheteams genau vorstellen? Arbeitet eine Person entweder vom «Blick» oder vom SoBli daran oder recherchiert ihr zwei zukünftig immer zusammen an einer Story?

Da sind wir flexibel. Wir haben Arbeitsplätze in Bern und Zürich. Wir werden grundsätzlich zu zweit arbeiten und die Themen  gemeinsam recherchieren beziehungsweise die Arbeit aufteilen. Wir sind ja seit Jahren ein eingespieltes Team. So haben wir früher beim Sonntags- und beim Blick schon erfolgreich zusammen gearbeitet. Beispiele dafür sind unter anderem die Aufdeckung einer Armee-Rambo-Truppe, die Entlarvung eines CIA-Spions oder die Panama-Connection der Spielcasino-Verwaltungsräte. 

Wie werdet ihr die News-Perlen zwischen den beiden Blättern aufteilen bzw. in welchem Blatt publizieren?

Da können sich die Chefs darüber streiten. Spass beiseite. In der Realität wird es so ablaufen: Wir präsentieren unsere Recherche und machen einen Vorschlag, wie man damit die beste Wirkung erzielen könnte. Neu daran ist: Mit der blätterübergreifenden Zusammenarbeit sowie der Möglichkeit, auch BLICK online zu nutzen, können wir Synergien nutzen und über Tage ein Thema weiterziehen.

Wird es dann zukünftig immer heissen: «Nach einer Recherche von ‚Blick’ und ‚SonntagsBlick’»? Oder wie dürfen die Kolleginnen und Kollegen in Zukunft eure Primeurs zitieren?

Da heisst es dann: Nach einer Recherche vom „Duo infernale“. Ehrlich gesagt, diese Frage ist noch nicht geklärt.  Für uns ist einfach wichtig, dass sich herumspricht; hier sind zwei Journalisten, denen man etwas anvertrauen kann und die bereit sind,  einer wichtigen Sache wirklich auf den Grund zu gehen.

Führt eine solche Arbeitsweise zu keinen Konflikten zwischen den beiden Titeln?

Die Chance, dass sich die Chefs in die Wolle geraten  ist sicher grösser, als dass es zwischen uns zwei zu Konflikten kommt. Sicher ist: Wenn nicht beide Chefs das Projekt tragen, ist es gescheitert. Aber wir sind da positiv. Die Chefs wurden von Anfang an miteinbezogen und sie haben zu dem Projekt ja gesagt. Auch von den Kollegen gab es keine negativen Reaktionen. 

Wie seid ihr auf die Idee eines Rechercheteams gekommen?

Wir haben immer wieder zusammen grössere Geschichten recherchiert und dabei Erfolg gehabt. Zudem macht es zu zweit mehr Spass. Da haben wir uns gesagt, wieso machen wir das nicht häufiger? Entscheidend waren zudem die zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen in den Printmedien: Zu wenig Personal, zu wenig Zeit, immer schnelllebigere und oberflächlichere Themensetzung.  Bei der Tinner-Affäre oder der Blocher-Roschacher-Affäre, die wir aufdeckten, zeigte sich, dass man mehr Ressourcen haben müsste, um einer Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Es gibt heute in der Schweiz kaum mehr Journalisten, die intensiv recherchieren. Das ist auch eine Folge der Gratiszeitungen, mit denen das Land von den Verlagen überschwemmt wird.  Wir sind halt Oldies, die noch an die staatspolitische Notwendigkeit und den Reiz des investigativen Journalismus glauben.

Ist das der Anfang der Zusammenlegung der beiden Blätter?

Das war nie der Hintergedanke, jedenfalls nicht von uns, die den Vorschlag gemacht haben. Es geht uns vielmehr darum, in einem Umfeld voller Sparmassnahmen und Personalabbau möglichst grosse journalistische Durchschlagskraft zu erzielen. (pv.ch)