NZZ Folio zum Schweizer Fernsehen

Das NZZ Folio vom März 2012 behandelt das Schweizer Fernsehen. Ein lesenswertes Stück Medienjournalismus.

Geordnet ist das Heft in vier grosse Kapitel, die chronologisch die vier Fernsehtageszeiten Tag, Vorabend, Hauptabend und Nacht abhandeln. Die Autoren der Ausgabe schreiben jeweils kleinere und grössere Absätze, sie sind hier zusammengefasst: Barbara Achermann, Oliver Demont, Sarah Forrer, Martin Hitz, Pia Horlacher, Barbara Klingbacher, Carole Koch, Leonid Leiva, Florian Leu, Ralph Pöhner, Gudrun Sachse, Martin Senti, Rainer Stadler, Margrit Sprecher und Daniel Weber.

Man erfährt beispielsweise, dass der Kundendienst des Schweizer Fernsehens rund 400 E-Mails und rund 150 Anrufe täglich erhält. Regula Hollenstein berichtet:

Wo Schweizer Werte verletzt werden, sind die Reaktionen heftig. Dass man in der Spielsendung Traders bluffen, also lügen darf, regt die Leute enorm auf. Ebenso Nachrichten, die ein paar Sekunden zu spät beginnen. (…) Stammkunden rufen fast täglich an und äussern immer wieder dieselben Anliegen: ‚Nehmen Sie doch wieder das alte Logo‘ oder ‚Zeigen Sie mehr Indianerfilme‘.

Aufgeschrieben hat das Carole Koch von der „NZZ am Sonntag“, die auch den Text über sich langweilende Pikettmitarbeiter zeichnet.

Weiter lesenswert: Der Besuch bei der Pu­b­likumsforscherin Irmtraud Oelschläger, das Porträt von „Kassensturz“-Stimme Peter Kner, die Hintergrundbeiträge zur „Arena“ und zu „Giacobbo & Müller“ oder die Studiogäste-Analyse von Florian Leu, die sich aber hauptsächlich um Ivo Gehrig dreht, einem Stammzuschauer der SF-Sendungen:

Von den Teams, die sich bewerben, wird nur jedes zehnte genommen. Der Rest ist zu schräg, zu wüst, zu blöd. Auch bei jenen, die nach rund einem Jahr Wartezeit ins Studio dürfen, kommt Arbeit auf die Betreuerinnen zu.

Alles in allem kann die Ausgabe als ein Stück gelungener Medienjournalismus bezeichnet werden, auch wenn vielleicht da und dort auch etwas Kritik hätte einfliessen können statt nur weitgehend wertfreier Beobachtung. Schön wäre es, wenn sich andere Medien von dieser Ausgabe inspiriert fühlen, selbst vermehrt Medienjournalismus zu betreiben.

Übrigens: Auf der Facebook-Seite des Folios kann man die zehn Tage, die für den Aufbau des „Benissimo“-Studios benötigt werden, auf dreissig Sekunden zusammengefasst sehen.

Alle Texte gibt es hier: NZZ Folio vom März 2012