Die Weltwoche testet eine neue Interviewform mit Ruckelfilmchen im Internet und Abschrift im Heft, die das Gegenlesen überflüssig macht. In der ersten Folge tauscht der alternde Radio-Pionier und abgetrenene TV-Mann Roger Schawinski Nettigkeiten mit dem alternden Bundesrat und magistralen Polterer Chrstoph Blocher aus. Unter einem Hodler palavern sie über „über Macht, Geld und die Triebkräfte des Lebens“.
Komplett nachzuhörende und -sehende Interviews mit Promis und Politikern – das hat bisher noch kein Printmedium auf Dauer seinen Lesern und Usern bieten können. Zwar interessierte der Inhalt des Blocher-Schawi-Dialogs die Medienmenschen eher am Rande, es gab auch kaum Neues zu lesen, zu sehen und zu hören. Die Interview-Technik aber mochte zu faszinieren. Die simultane Video-Aufnahme des Gesprächs macht nämlich die nachträgliche Bearbeitung des Interview-Textes überflüssig. Denn es gilt – gesagt ist gesagt.
Blocher, der sich früher leutselig und vertrauensvoll nach Interviews selten um dessen Endfassung scherte – und selbst auf angebotene Authorisierung verzichtete – hat sich jüngst zu einem äusserst peniblen und umständlichen Wortverdreher gewandelt. Noch vor kurzem trieb er bei einer Wochenzeitung die halbe Redaktion auf die Palme, die stundenlang mit ihm und seinem Stab um den Wortlaut der Fragen und Antworten feilschte. Die Mühe, die Buchstaben-Version der Weltwoche mit den Aussagen im Videoclip zu vergleichen, mochte sich bisher niemand antun. Doch immerhin: „Die «Weltwoche» lässt Roger Schawinski ran, und schon bewegt sich etwas“, kommentiert Medienspiegler Martin Hitz. (pv.ch)