Pinboards, bebrillte Herren und grauer Himmel

Wirtschaftssendungen am Fernsehen haben es schwer: Die Materie ist komplex, viele Bilder langweilig. Und wenn es an den Finanzmärkten turbulent zu geht, verlieren Kleininvestoren das Interesse an der Börse. Mit „Eco“ vom Schweizer Fernsehen und „Börsenstandpunkte“ von PresseTV versuchen zwei neue Magazine den Spagat.

Tagi-Starschreiber Constantin Seibt muss die Fernsehkritik schwer gefallen sein. „Topsolid“ fand er die Erstausgabe von „Eco“, die jeweils zur Schlummerstunde Montags um 22.20 Uhr in die Schweizer Stuben flimmert. Doch das war es denn auch schon mit Lob: Er bemängelt an der vom Ex-UBS- und Ex-Stocks-Redaktor Reto Lipp präsentierten Sendung „einem grossen Mangel an Selbstvertrauen: Die Kamera wischte eilig über Pinboards, bebrillte Herren, Firmengebäude und trübe Himmel. Jeder Gefilmte durfte seine drei Sätze äussern.“ Wirtschaft sei ein „absurd abstraktes Thema“, durchsetzt von Jargon und geprägt von selbstverliebten „Talking Heads“. Für Seibt wäre daher „etwas Absurdität nicht die schlechteste Taktik gewesen, um den Leuten die Sachen zu erklären“.

Nun kommt auch PresseTV auf SF2 mit einer neuen Sendung, die schon von der Besetzung her wenig Aufregung verspricht. Die Welt des Geldes, der Spekulanten und der Investoren soll dem Publikum Martin Spieler erklären, rühriger Chefredaktor der Schweizerischen Handelszeitung aus dem Hause Axel Springer. „Handelszeitung-Börsenstandpunkte“ wird sie heissen – und damit in Konkurrenz zu anderen top-besetzten Quasselsendungen von PresseTV treten – zur Samstags-Prime-Time um 21.40 Uhr . 

Spieler tritt gerne vor die Kamera, er wirkte schon in früheren Jahren als Moderator der TV-Börsenmagazine „Money“ und „MoneyTalk“ auf Tele24. „Wir beschreiben nicht nur, was in der Unternehmenswelt passiert, sondern geben den Zuschauerinnen und den Zuschauern konkrete Entscheidungshilfen für ihre künftigen Finanzanlagen“, beschreibt Spieler das Konzept seiner Sendung. Das tönt ebenso solid wie bei „Eco“, und überhaupt gar nicht nach frecher Nachfrage und dem Aufzeigen von Absurditäten, von denen die Wirtschaft reich an Beispielen wäre. Die NZZ – begeistert über mehr Wirtschaft am Bildschirm –  vermutet, dass „die SF-Führung dem Wirtschaftsgeschehen mehr Beachtung schenken und dadurch die eigene Reputation als Service-Public-Sender stärken“ will. Hoffen wir, dass die Quoten nicht nur im Keller verweilen.(pv.ch)