Politische Information, nicht Journalismus

4 Millionen Exemplare eines SVP-Extrablatts werden heute verteilt. Den Journalismus wird es nicht ersetzen können.

SVP-Extrablatt

Mit dem SVP-Klartext gibt es ja längst eine regelmässig erscheinende Parteizeitung. Heute werden nun, was bis gestern vor der Öffentlichkeit geheimgehalten werden konnte, 4 Millionen Ausgaben eines SVP-Extrablatts an Schweizer Haushaltungen verteilt. Und zwar auch an solche, die einen Kleber auf dem Briefkasten haben, der verbietet, Werbung einzuwerfen. Im Extrablatt-Impressum auf Seite 2 steht dazu:

Achtung: Bei dieser Zeitung handelt es sich weder um Werbung noch um Reklame, sondern um eine politische Information. Darum darf sie auch in jene Briefkästen verteilt werden, auf denen sich ein Stopp-Kleber befindet. Wir danken für Ihr Verständnis.

Die 22-seitige Publikation ist also nichts weiter als „eine politische Information“. Wer mag, kann ja mal den (zu Unrecht meist negativ aufgefassten) Begriff Propaganda im Duden nachschlagen.

Die Publikation kommt zwar im Format einer Zeitung daher, tatsächlich ist sie nichts mehr als eine Schrift in eigener Sache. Dem Wähler werden die eigenen Positionen detailiert dargelegt, die eigenen Nationalräte, Regierungsräte und Bundesräte nochmals vorgestellt (Seiten 18 und 19), und es gibt einen Wettbewerb um das neue Plakat der Partei zum Asylgesetz (Seite 12).

Politische Informationen, Werbung, Propaganda, PR in eigener Sache sind mitunter durchaus lesenswert. Journalismus werden sie trotzdem nie ersetzen können.

Sollte die „Zeitung“ regelmässig erscheinen, können sich Journalisten freuen über die (inhaltlich geringfügige) Bereicherung der Medienlandschaft. Wünschenswert wäre es, wenn Journalisten durch solche „Konkurrenz“ vermehrt bewusst wird, was Journalismus ist oder eben gerade nicht ist. Und nicht zuletzt können sich die Druckereimitarbeiter der Basler Zeitung Medien über eine erhöhte Auslastung freuen, denn dort wurde die Millionenauflage gedruckt.