Preis für prekäre Bedingungen

Der zum zweiten Mal von den FBZ vergebene Preis für unabhängigen Journalismus geht an die in Zürich tätigen Freischaffenden Daniele Muscionico und Lukas Hässig.   

Der Rahmen der Preisverleihung, die am Samstag im Filmpodium der Stadt Zürich stattfand, war würdig. Geistreich die Ansprache des omnipräsenten Soziologie-Professors Kurt Imhof, der über das Spannungsfeld zwischen Anspruch und rauer Wirklichkeit, zwischen Freiheit des Geistes und Fesseln des Marktes referierte.

Ausgezeichnet wurden aus einer Liste von 12 Nominierten die beiden freie Journalisten Daniele Muscionico und Lukas Hässig. Erstere für einen Beitrag im Schweiz-Split der „Zeit“ über ihren langjährigen Brötchengeber, die NZZ („Rettet sie, die Alte Tante“), letzterer für einen „Magazin“-Beitrag über die UBS („Verschwörung gegen die USA“). Zwei Videos stellten die beiden in Kurzinterviews vor. Sie eint, bei der „Weltwoche“ in Ungnade gefallen zu sein. Doch ihre Arbeitsfelder unterscheiden sich: Muscionico mit ihrer Lockenmähne schreibt über Kulturelles, Hässig, in Nadelstreif mit Krawatte, über Banken. Während die Feuilletonistin ihre „schwierigste Arbeit der Karriere“ gewürdigt sah, liess Hässig keinen Zweifel an seiner Freude, es mit dem Recherche-Beitrag allen gezeigt zu haben. 

Lukas Haessig
Daniele Muscionico

Artig bedankten sich die Preisträger bei der Jury, die leider nicht ganz unabhängig von ihren Stiftern agiert. Höflich war auch der Applaus des Publikums. FBZ-Präsidentin Anita Hugi wiederum sprach ihren Dank den Sponsoren aus, darunter auch der ZPV, der die Preissumme von insgesamt 7500 Franken wiederum namhaft unterstützt hat. Wer wieviel von dem Geld mit nach Hause nehmen durfte ging leider unter, ebenso die Frage warum, obwohl ausgelobt, kein Preis für abgelehnte Texte vergeben worden ist.

Etwas erhalten immerhin auch die Nominierten, die unter ebenso prekären Bedingungen arbeiten wie die Ausgezeichneten. Ein Dutzend Trostpreise in Form einer edlen Schreibfeder gingen an festangestellte Redaktionsmitglieder, die sich löblich für das Wohl der Freischreiber einsetzen. http://medienpreis-fuer-freischaffende.ch

Für alle, die leer ausgegangen sind, gibt es eine weitere Gelegenheit: beim Zürcher Journalistenpreis, der 40000 Franken zu vergeben hat. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2011. http://zh-journalistenpreis.ch