Presserat spielt Gewerkschaft

Das Präsidium des Presserats sorgt sich wegen des um sich greifenden Personallabbaus in den Redaktionen um die Qualität der Zeitungen. Eine vorschnelle Reaktion kann man den Ethik-Vordenkern nicht vorwerfen: Die Kündigungen beim Tagi und beim Bund sind seit gut einem Monat bekannt.

Offenbar ist es dem Presseratspräsidium auch nicht ganz wohl, wenn es Gewerkschaft spielen und Entlassungen kritisieren muss. Einerseits „masst es sich nicht an, deren Auswirkungen auf die journalistische Qualität und die Einhaltung berufsethischer Standards zu bewerten“, andererseits sieht es „einen prinzipiellen Zusammenhang zwischen Stellenabbau, journalistischer Qualität und der Einhaltung berufsethischer Standards“.

Nachdem sich der Presserat mit seiner Stellungnahme zur Namensveröffentlichung im Fall Lucie schon mit einer ebenso weltfremden wie abstrusen Kritik an fast sämtlichen Schweizer Medien viele praktizierende Journalisten zu vergrätztem Kopfschütteln bewogen hat, biedert er sich nun mit erhobenem Zeigfinger wieder an.

Interessant ist, wie der Presserat in Anlehnung an die Berufsverbänge speziell die Entlassung der beiden Personalkommissionspräsidenten bei Tagi und Bund anprangert. Aber man muss sich ja mit seinen Leuten solidarisieren. Der Tagi-PK-Präsident ist schliesslich ein ein gern gehörter Bedenkenträger im Presserat. (pv.ch)dvb.jpg

Dominique von Burg, Präsident des Presserates