PRINT BEWEGT MENSCHEN!

Sag es der Schweiz! Die neue Werbekampagne des Verbands Schweizer Medien will die Wirkmächtigkeit ihrer Medien beweisen. Schön daran ist, dass der Verband die Existenz des Internets nicht mehr negiert und Menschen wahrnimmt, die abseits der etablierten Medien publizieren.

Sag es der Schweiz

Gestern mittag erhielt ich mal wieder ein E-Mail vom Verband Schweizer Medien. Der schreibt mir regelmässig, und zwar fast immer fast leere E-Mails, in denen man dann diese Zeile suchen und anklicken muss:

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Klickt man darauf, so öffnet sich eine PDF-Datei. Und was lese ich zu allererst? „PRINT BEWEGT“. Die Wahrheit ist allerdings eher, dass man sich ganz schön bewegen muss, um mal wieder zu lesen, wie fantastisch doch bedrucktes Papier ist. Denn eigentlich könnte man ja auch E-Mails verschicken, in denen gleich schon im E-Mail zu lesen ist, was Sache ist – aber das würde wohl dem Konzept „Print“, so sehr es ein auslaufendes ist, widersprechen.

Aber lesen wir doch das Editorial neben dem „PRINT-BEWEGT“-Text, von Frau Direktorin Verena Vonarburg:

Wenn das kein starkes Zeichen ist: Die Schweizer Medien werben in noch nie da gewesenen Ausmass für sich selbst, für den nach wie vor hoch attraktiven Werbeträger Print im Verbund mit Online. Die privaten Medien lassen die ganze Schweizer Bevölkerung an ihrer Offensive teilhaben und beweisen so, wie sehr Print Menschen, Märkte und Marken bewegen kann.

Ob es es ein Zeichen von Stärke ist, wenn man sich dazu gezwungen sieht, in „noch nie da gewesenen Ausmass für sich selbst“ zu werben?

Jedenfalls hat die Massnahme bei mir voll eingeschlagen: ich war als „Mensch“ so sehr von „Print“ bewegt, dass ich gleich die Website Sagesderschweiz.ch geöffnet habe und meinen Senf eingetragen habe:

Sag es der Schweiz

Mit etwas Glück werde ich nun also mit meinem Eintrag schweizweit dafür sorgen, dass Print endlich mal wieder ein Thema wird, denn angeblich hat sich Print „in den vergangenen Jahren total unterverkauft, hat ein ungenügendes Marketing betrieben“ – das behauptet jedenfalls Peter Wanner, der Vorsteher des Departements Werbemarkt im Verband Schweizer Medien. Nicht sehr überraschend findet er sie selbst gar nicht mal so schlecht („Die Kampagne ist ein Geniestreich! Sie hat etwas Geniales und ich bin gespannt, wie sie ankommt.“)

Auch wenn der „Geniestreich“ noch nicht überall angekommen ist …

… so schlecht ist sie gar nicht. Immerhin tut der Verband unter der neuen Geschäftsführung von Verena Vonarburg nicht mehr so, als gäbe es dieses Internet gar nicht. Und er tut auch nicht mehr so, als gäbe es keine publizierenden Menschen ausserhalb etablierter Verlagsstrukturen. Das ist ein erfreuliches Zeichen und ein Schritt in die richtige Richtung.

Auf der anderen Seite ist es aber auch eine weitere teure Spielerei, wie es schon „Das kann nur ein Inserat“ war. Konkret geht es darum, den Raum der weggefallenen Werbeplätze zu füllen. Die im Verband organisierten Verleger hätten mit dem Geld auch die Löhne einiger der unterbezahlten angestellten Journalisten erhöhen können. Oder man hätte freien Journalisten mehr bezahlen können als 140 Franken für 6000 Zeichen.