Professor mit Stoppuhr

Stephan Russ-Mohl erfährt am eigenen Leibe, wie Journalisten für Online-Texte entlöhnt werden. Sein Glück: Er verdient dazu ein Professorengehalt.

Die Honorare für freie Journalisten sinken immer tiefer, doch richtig dramatisch wird es erst, wenn es um Online-Inhalte geht. Das musste auch Stephan Russ-Mohl merken, der am European Journalism Obervatory in Lugano eine vermutlich gar nicht so schlecht bezahlte Professorenstelle für Kommunikationswissenschaft innehat.


Für seinen auf dem Portal Sueddeutsche.de erschienenen Artikel „Selbstversuch mit Stoppuhr“ wendete er nach eigenen Angaben um die zehn Stunden auf und erhielt dafür ein Honorar „unter dem Satz, der bei der Printausgabe üblich ist“, das er als „nicht der Rede wert“ bezeichnet.

Zum Schluss schreibt er:

Da ich meinen „Marktwert“ als Autor nicht ruinieren möchte, sich mein Sendungsbewusstsein in Grenzen hält und ich anders als Paris Hilton auch nicht um Medienaufmerksamkeit giere, füge ich vorsorglich an, dass es sich um ein einmaliges Experiment handelt. Zu diesen Konditionen werde ich hoffentlich keinen Text mehr produzieren. Honorare sind allerdings – vergelt’s Gott – nur Nebeneinkünfte für Hochschullehrer; sie können sich dank ihrer privilegierten Stellung auch gelegentlichen Honorarverzicht leisten.

Tja. Das können freie Journalisten in aller Regel nicht. Für sie sind es keine „einmaligen Experimente“. Man nennt es Alltag.