Publizistik nicht relevant

Tamedia schluckt Edipresse. Die beiden Verlagshäuser versprechen sich Synergien bei ihren Gratisblättern und im Online-Geschäft. Facebook und Google heissen nun die Konkurrenten. Die Publizistik ist nur noch ein untergeordneter Faktor.

Grösse hat etwas Faszinierendes. Für Unternehmen ist Grösse dann kritisch, wenn Manager meinen, die Firma sei nicht gross genug. Tamedia-Stratege Martin Kall dränge es zu Grösserem, sagt man in der Branche schon lang. Nun macht er Nägel mit Köpfen und schluckt Edipresse, zumindest einen Teil der Schweizer Aktivitäten.

«Unser berufliches Umfeld hat in den vergangenen Jahren einen spektakulären Wandel erfahren», erklären die Verwaltungsräte Pietro Supino und Pierre Lamunière. Neue Berufsgruppen und Medien hätten sich zu den Zeitungsdruckereien und den klassischen Zeitungsredaktionen gesellt, heisst es weiter. «Diese Entwicklung brachte nicht nur eine grundlegende Veränderung verankerter Gewohnheiten und der Arbeitsorganisation mit sich, sondern hat sich auch stark auf die Märkte ausgewirkt, in denen wir tätig sind.»

Ohne die Perlen
Nun also gemeinsam. Tamedia kauft zunächst 49% von Edipresse und übernimmt bis 2013, das Einverständnis der Wettbewerbsbehörden vorausgesetzt, den Rest. Ausgenommen von dem Deal sind einige Perlen im Edipresse-Portfolio: Die internationalen Medien und Beteiligungen des Lausanner Verlags, die Zeitschrift «Bilan» sowie die (PR-) Publikationen für die Uhrenindustrie und die Luxusbranche.

«Einige unserer neuen Konkurrenten heissen Google oder Facebook. Regionale oder sprachliche Barrieren, die lange Zeit natürliche Grenzen setzten, haben mittlerweile ihre Bedeutung verloren.» Hier setzen Kall und sein CEO-Pendant von Edipresse, Tibère Adler, an: Einsparungen bei den Gratisblättern (Matin bleu und 20 minutes verschmelzen), Synergien bei den zahlreichen Online-Plattformen, die beide Verlage in der letzten Zeit zusammengepostet haben. 20 Stellen fallen kurzfristig weg, langfristig werden es wohl Hunderte sein.  

Bibelworte
Publizistik? Nicht wirklich wichtig. Im Communiqué kein Wort dazu, in der Erklärung der VR-Präsidenten immerhin ein Bibelzitat: «Wir glauben an eine freie und unabhängige Presse, gemäss den demokratischen Grundsätzen, welche die nationale Identität in ihrer politischen, sprachlichen und kulturellen Vielfalt bereichert.». Hoffen wir, das dieser Satz nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt. (pv.ch) 

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