Reporter testen: Schwarzgeld auf deutschen und Schweizer Banken

Journalisten des deutschen „Handelsblatt“ versuchen Schwarzgeld auf Schweizer Konten zu platzieren – und scheitern. Wenige Monate zuvor war ein Journalist der Schweizer „Handelszeitung“ beim gleichen Vorhaben in Deutschland erfolgreich.

Geld

Es war auf jeden Fall eine gute Idee, die das „Handelsblatt“ hatte:

Fahren wir doch einfach mal in die Schweiz und geben uns als Neffe und Onkel aus, die Geld geerbt haben und das anlegen wollen. Und dann sagen wir, dass die Erbschaft aus einer grösseren Summe Weissgeld besteht, aber auch aus etwas undeklarierten und unversteuerten Schwarzgeld, von dem die deutschen Steuerbehörden nichts wissen und auch nichts wissen sollen:

Insgesamt fast zwei Millionen Euro legten wir so ins Schaufenster und testeten damit sieben der führenden Banken am Finanzplatz Zürich.

Das Ergebnis überraschte die Reporter in seiner Deutlichkeit, denn nicht eine der sieben Banken (Deutsche Bank, UBS, Credit Suisse, Vontobel, Julius Bär, Zürcher Kantonalbank, Sarasin Bank) stieg ein auf das Angebot:

Neben der Deutschen Bank erteilten uns alle Berater in Zürich eine Absage. Bei der UBS heißt es: „Sie müssen unterschreiben, dass wir den deutschen Behörden automatisch Auskunft geben dürfen, sonst kommen wir nicht ins Geschäft.“ Bei Julius Bär: „Wir melden alle Erträge. Im Prinzip heben wir mit dem Meldeverfahren das Bankgeheimnis auf.“ Bei Vontobel: „Ich rate Ihnen, steuerlich ehrlich zu werden.“

Die Reporter stellen verwundert fest, dass das vielbeschworene Bankgeheimnis mehr oder weniger Geschichte ist und hören von den Beratern nur Sätze wie „Das Bankgeheimnis ist ein sterbender Schwan“ und „In der Welt, in der wir heute leben, nehmen wir nur versteuerte Gelder“.

Die Recherchen mögen für den einen oder anderen überraschend sein. Claude Baumann von der „Handelszeitung“ wird zumindest die Methode sehr bekannt vorkommen, hat er doch vor wenigen Monaten eine in den Grundzügen deckungsgleiche Recherche vorgenommen, bei deutschen Banken.

Ein 50-jähriger Unternehmer aus der Schweiz wurde nach Bayern und Baden-Württemberg geschickt, um seine Einkünfte in Deutschland anzulegen. Er wollte von den in Deutschland günstigeren Gebühren profitieren und zudem rund 100.000 (in der Schweiz nicht deklarierte) Franken anlegen, die in einem Fonds in der Karibik liegen.

Das Ergebnis: Egal ob Commerzbank, Hypovereinsbank, Sparkasse oder Volksbank, in allen besuchten Filialen war das Schwarzgeld der Testperson hochwillkommen. Selbst die BW Bank, eine Tochter der staatlichen Landesbank Baden-Württemberg, äusserte keinerlei Vorbehalte. Weder das deutsche Finanzamt noch die Schweizer Behörden würden sich für dieses Geld interessieren, erklärten die BW-Mitarbeiter. Ausserdem sei es nicht Sache der Bank, nach der Steuersituation der Kunden zu fragen.

„Das offene Bankgeheimnis“
(handelsblatt.de, Holger Alich und Massimo Bognanni, 18. September 2012)

„Deutsche Banken buhlen um Schweizer Schwarzgeld“
(handelszeitung.ch, Claude Baumann, 23. Mai 2012)