Schlankheitskur nach den Festtagen

Die Zeit der Völlerei ist vorbei. In vielen Medien wird der Gürtel enger geschnallt. Redaktionsbudgets und Umfänge schrumpfen. Nur bei den Eigeninseraten boomt es.

Lamentieren gehört zum guten Ton. Schon immer gab es das Januarloch. Doch dieses Jahr dürfte das Loch grösser sein, die Flaute länger andauern. Kein Verlagsvertreter, der dieser Tage nicht jammern würde über die Flaute bei den Inseratebuchungen, kein Medienschaffender, der nicht klagen möchte über die Kürzung des Redaktionsbudgets, sei sie nun schon beschlossen oder stehe sie erst im Raum. Die fetten Jahre sind vorbei, jetzt brechen für viele Medien die mageren an.

Die ersten Auswirkungen der Krise, die nun in ihrer vollen Härte die Schweizer Printmedien erfasst hat, sind unübersehbar. Die Eigeninserate, sonst verschämt auf in letzter Minute stornierten Anzeigenraum platziert, sind dieser Tage das meistgedruckte Werbeformat. So schnell wie das Werbevolumen zurückgeht, lässt sich das redaktionelle Angebot gar nicht zurückfahren.

Ehrwürdige Publikationen stutzen ihr Angebot, wo sie können – aus Kostengründen. Montags kommt aus dem Briefkasten nur noch ein Rumpfblatt. Die NZZ spült Errungenschaften wie die tägliche Zusammenfassung und kürzt das Spezialthemen-Sortiment. Das Magazin vom Tagi muss sogar die Buchstabengrösse verkleinern, um die länglichen Texte noch ins Blatt rücken zu können – angeblich ein gewolltes Re-Design, um sich dem Zeitgeist anzunähern.

«Small Is Beautiful», dieser schöne Grundsatz von Ernst Friedrich Schuhmacher (als Buch veröffentlicht vor 35 Jahren), wird nun wieder aktuell. Den Publikationen wird nach den Festtagen die Schlankheitskur verordnet. Den unterbeschäftigten Redaktionen sei Schuhmachers zweites Hauptwerk empfohlen: «Rat für die Ratlosen. Vom sinnerfüllten Leben». Hoch aktuell… (pv.ch)diaet_01.jpg

Gürtel enger schnallen