Journalistinnen und Journalisten, die bei den privaten Radio- und TV-Stationen in der Schweiz arbeiten, sind vorwiegend jung und fachlich eher bescheiden gebildet. Sie erhalten unterdurchschnittlich wenig Lohn für ihre Tätigkeit. Das sind die wenig schmeichelhaften Erkenntnisse aus zwei vom Bundesamt für Kommunikation in Auftrag gegebenen Studien, welche die Arbeitsbedingungen der Medienschaffenden in dieser Branche durchleuchtet haben.
Die erste Studie ergründet umfassend die Berufsrealität der Journalistinnen und Journalisten, die in tagesaktuellen privaten Radio- und Fernsehstationen tätig sind. Das Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung (IPMZ) der Universität Zürich unter der Leitung von Prof. Heinz Bonfadelli untersuchte den Werdegang, die soziale Herkunft, Berufserfahrung, Berufszufriedenheit sowie die Einstellung des Redaktionspersonals zu seinem Beruf. Die Studie basiert auf einer Online-Befragung aller Programmschaffenden sowie der Programmleitungen.
Die zweite Studie analysierte die Mechanismen und die Praxis der Qualitätssicherung in elf ausgewählten Radio- und Fernsehstationen. Für diesen Bericht zeichnete das Institut für angewandte Medienwissenschaft der Zürcher Hochschule Winterthur (IAM) unter der Leitung von Prof. Vinzenz Wyss verantwortlich.
Die Angestellten von privaten Sendern erzielen ein durchschnittliches Einkommen von 5200 Franken (jeVollzeitstelle), was laut der Mediengewerkschaft SSM „deutlich unter jenem der Branche (7200 Franken) und auch unter dem Wert aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Schweiz (5550 Franken)“ liege. 15 Prozent verdienen indes mehr als 6000 Franken (einige sogar 10 000 und mehr), aber 56 Prozent unter 4000 Franken.
Im Durchschnitt arbeiten knapp 20 Journalistinnen und Journalisten in einer privaten Rundfunkstation. Im Vergleich zu den übrigen Medienschaffenden der Schweiz weisen sie vier Besonderheiten auf: Sie sind besonders jung, sie weisen ein deutlich tieferes formales Bildungsniveau auf, sie verfügen über eine geringere Berufserfahrung sowie über eine geringere berufsspezifische Ausbildung, heisst es.
Die Erkenntnisse der Studien seien „fragwürdig“ und „wenig aussagekräftig“, monierte der Verband Schweizer Privatradios (VSP). Ihr Präsident Jürg Bachmann wetterte, sie als Basis seien nicht geeignet „für die Formulierung der künftigen Leistungsaufträge an Privatradios und -fernsehen“. Die Anstrengungen der Privatradios zur Ausbildung junger Medienschaffender seien „in keiner Weise berücksichtigt“ worden.
Beim SSM tönte es differenzierter: „Wollen die Lokalradios und Lokalfernsehen mit ihren Informationsleistungen ernst genommen werden, dann können sie nicht nur mit schlecht bezahlten Newcomers arbeiten. Deshalb sollten sie auf klar definierte journalistische Standards setzen, auf ein ausgewogenes Verhältnis von Berufseinsteigern und erfahrenen Journalisten sowie hohes Gewicht auf die Ausbildung legen.“ (pv.ch)