Schmipf und Schande: Genug Facts gesammelt

Tamedia stellt per Ende Juni das chronisch defizitäre Nachrichtenmagazin Facts ein. 64 Kolleginnen und Kollegen müssen sich eine neue Stelle suchen. Wirklich überrascht ist niemand – die Redaktion aber wütend.

„Schimpf und Schande“ – so lautet die letzte Titelgeschichte, welche die Redaktion vor dem am Mittwoch verkündeten Schliessungsentscheid von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Tamedia ins Blatt gerückt hatte. War Vorahnung m Spiel? Noch steht der Entscheid „unter dem Vorbehalt der Mitwirkungsrechte der betroffenen Mitarbeitenden“, heisst es im Communiqué. So lautet die Formulierung jeweils, wenn Massenentlassungen ins Haus stehen. In Redaktion und im gemeinsamen Verlag Zeitschriften sind 64 Beschäftigte, die sich 53 volle Stellen teilten, betroffen. Zwar sollen für sie „innerhalb der bestehenden Medien und der geplanten Projekte von Tamedia“ neue Jobs gesucht werden. Wahrscheinlicher jedoch sind Kündigungen. Tamedia stellt den Betroffenen ergänzende Leistungen zur Verfügung: Bei einer ordentlichen Kündigungsfrist von drei Monaten gibt’s eine Verlängerung der Kündigungsfrist bei Stellenlosigkeit um maximal drei Monate oder die Kompensation eines allfälligen Lohnunterschiedes während maximal acht Monaten bis Ende Mai 2008.

Die letzte Ausgabe des 1995 lancierten Wochentitels wird am 28. Juni erscheinen. In den zwölf Jahren seines Bestehens schrieb Facts nur in einem einzigen Jahr keine Verluste. Die diversen Neugestaltungen des Heftes brachten nicht den erhofften Erfolg. In den letzten Monaten haben Verwaltungsrat und Unternehmensleitung von Tamedia zudem verschiedene Zukunftsoptionen geprüft und Verhandlungen mit möglichen Partnern geführt, unter anderem mit dem Spiegel, der nun mit einem eigenen Split in die Schweiz kommt. Alles umsonst. Verwaltungsrat und Unternehmensleitung von Tamedia sahen „im hart umkämpften Wochenmarkt keine Perspektiven für das Nachrichtenmagazin“.

Kurz vor der Hiobsbotschaft hatte sich auf der Redaktion noch einmal
die Zuversicht breit genacht. Vor einem angesetzten Treffen der
Belegschaft mit einem Impressum-Juristen wurde diesen beschieden, man könne „Entwarnung“ geben, es sehe wieder besser aus. Und nun das: Schmipf und Schande. (pv.ch)

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