Schnelle Schritte auf hohen Absätzen

Aus dem Leben einer Gerichtsreporterin: Die unglaubliche Geschichte der Paula M.*. Von dreisten Räubern wird sie überfallen, die Handtasche ist weg. Sie rappelt sich auf und jagt „wie im Film“ furchtlos ihre Peiniger. Mit Unterstützung von Freunden und Helfern stellt sie die Ganoven – mitten in der Nacht, an Zürichs berüchtigter Langstrasse. Ein klarer Fall für unseren Gerichtsreporter-Reporter.

Es war einer ihrer üblichen Arbeitstage. Vor Gericht steht ein armer Halunke, angeklagt wegen eines Entreissdiebstahls. Paula M. (* Name von der Tagi-Redaktion geändert) schreibt ihren Kurzbericht, liefert ihn in der Redaktion ab und freut sich auf den Ausgang. Stunden später, der Abend war lang geworden, fährt die Journalistin mit dem Velo heim. Hinter dem Bahnhof in der Limmatstrasse, es ist gerade ein Uhr, spürt sie, wie jemand an ihrer Tasche zupft. Diese ist gut gesichert, Paula M. fällt samt Velo zu Boden, verletzt sich, kämpft heldenhaft um ihre Tasche. 

„Diese Tasche kriegt ihr nicht“, sagt sie sich instinktiv (und bald auch dem Tagi-Publikum), und hechtet hinterher. Ein zufällig vorbeifahrenedes Taxi wird gekapert. „Ich befahl dem Chauffeur, den beiden (Dieben) zu folgen. Es war wie im Film.“ Beim Szene-Kino Riff-Raff lässt sich Paula M. absetzen, rennt ihnen auf ihren Stilettos hinterher. Die Halunken lassen ab von ihrer Beute, Die Gerichtsreporterin alarmiert die Polizei, welche die beiden auffällig Gekleideten, ein 19-jähriger Bursche mit Schweizer Pass und ein 20-jähriger mit Wurzeln auf dem Balkan, rasch findet.

Ihre Geschichte, die am nächsten Tag aufgrund der Polizeimeldung den üblichen Fünfzeiler hergibt, macht Paula M. über die Gerichtsreporter-Welt hinaus bekannt. Im City-Split des Tagi gibt’s tags drauf die ganze Wahrheit: „Ich tanze regelmässig Tango. Schnelle Schritte auf hohen Absätzen bin ich mir gewohnt“, sagt Paula M. Bravo, Kollegin. Wir freuen uns schon auf die Verhandlung vor Gericht. (pv.ch) 

Tatortfoto (zvg): Dunkel war’s, der Mond schien helle…