Softnews für Züri

Die Radios im Grossraum Zürich haben ihre Informationen zwar ausgebaut, aber über Politik und Wirtschaft berichten sie weniger. Oft werden nur Agenturmeldungen verlesen. Dies zeigt eine Studie von René Grossenbacher, VR-Delegierter der auf Medienforschung und -beratung spezialisierten Publicom AG.

Im Rahmen einer Vorstudie untersuchte die Publicom AG unter anderem die Entwicklung der Zürcher Privatradios sowie von DRS 1 und DRS 3 in den letzten zwölf Jahren. Grossenbacher kommt in der von der NZZ publizierten Studie zum Schluss, dass es bei den Zürcher Radios weniger harte, dafür immer mehr weiche News gibt. Eine der Konstanten ist der hohe Musikanteil, der bei den meisten Radios deutlich über 70 Prozent liegt. Einzig das Radio mit der grössten Hörerschaft, DRS 1, weicht von dieser Regel mit einem seit Jahren konstant geringen Musikanteil deutlich ab.

Wer den Diskussionen rund um die Vergabe der Radiokonzessionen folgt, könnte den Eindruck gewinnen, nicht Musik sei der zentrale Programminhalt, sondern Information. Denn alle Gesuchsteller versprechen mehr und qualitativ bessere Informationen. In der Realität spielt aber die Information einzig beim SRG-Sender DRS 1 eine wichtige Rolle. Dieser Sender hat sein Informationsangebot seit zwölf Jahren sukzessive auf 37 Prozent der Sendezeit ausgebaut, während bei den Privaten und sogar bei DRS 3 die Informationsbeiträge maximal 15 Prozent ausmachen.

Die Quantität der Information sagt selbstverständlich noch nichts über ihre Qualität aus. Im NZZ-Artikel hält Grossenbacher aber fest, dass die Informationsleistung der Privaten sich oft im Verlesen von Agenturmeldungen beziehungsweise Medienmitteilungen und im Einholen von Statements erschöpft. Anspruchsvollere journalistische Formen und formal komplexere journalistische Beiträge sind in der Regel DRS 1 vorbehalten. Was die Themen betrifft, ist ein Rückgang der klassischen Themen Politik, Wirtschaft und Sport zugunsten von Informationen aus dem Kultur-, Gesellschafts- und Showbereich zu beobachten.   (pv.ch)

                                 
Die Studie von René Grossenbacher, VR-Delegierter Publicom, dürfte den Züri-Sendern im Vorfeld der Konzessionsvergabe keine grosse Freude bereiten.
                                     (Bild: publicom.ch)