Spannende Chronik des Widerstands

Besprechung des Südanflug-Sachbuchs «Geplagt und enteignet» von Ex-Kassenstürzler Urs P. Gasche (Hrsg.) im Orell-Füssli-Verlag

Bundespräsident Moritz Leuenberger reist am 31. Oktober nach Berlin. Mit dem deutschen Verkehrsminister wird er über die Anflüge auf den Flughafen Zürich verhandeln. Als Berichterstatter werden auch zahlreiche Journalisten dabei sein.

Im Vorfeld hat Urs P. Gasche – selber ein Lärm-Opfer, das aus der Südschneise wegziehen musste – ein Sachbuch publiziert. Für Journalisten ist es beste Bordlektüre auf dem Weg nach Berlin, beleuchtet es doch neue Aspekte und bringt unveröffentlichtes Material. Vor allem aber gibt Gasches Werk den weit über 100‘000 Menschen in den direkten Anflugschneisen eine Stimme.
   In 20 kurzen und aussergewöhnlich spannenden Beiträgen wird die Chronik des Widerstands nachgezeichnet. Überschriften wie «Meine erste Demo» oder «Unser täglicher Kriegslärm» mögen naiv klingen, doch die Schilderungen und Beiträge sind fundiert und gut geschrieben. Kein Wunder: In der Südschneise wohnt das Bildungsbürgertum, und das Autorenverzeichnis wartet mit illustren Namen wie Klaus J. Stöhlker oder Francis Hodgskin auf. Journalisten werden beim Lesen auch auf bekannte Namen von der Leserbriefseite stossen. Beeindruckend, wie Bürger sich organisieren und auf legale Art einen als illegal vermuteten Zustand bekämpfen.
   Auch wenn «Geplagt und enteignet» ganz aus der Perspektive der Betroffenen geschrieben ist, bringt es doch erstaunliche Tatsachen an den Tag. Das Buch zeigt, wie die Obrigkeit ganz wörtlich über die Köpfe von Menschen hinweg entscheidet. Eine Aussage ist: Nicht nur Reiche sind betroffen, sondern vor allem Menschen aus dem Mittelstand. Um viele Leser zu erreichen, verbilligt die Stiftung gegen Fluglärm das Buch daher um 10 Franken. (pv.ch)

«Geplagt und enteignet», Urs P. Gasche (Hrsg.), Orell-Füssli-Verlag, CHF 19.80, ISBN 3-280-05211-2