Sparen ist nie schön

Ringier baut 29 Vollzeitstellen in der “Blick”-Gruppe ab. Der Abbau ist unschön, aber was wären denn die Alternativen? Die Entlassungen sind zu beklagen, aber auch zu verstehen.

40 bis 50 Personen sind es also, die durch die Einführung des Newsrooms in der “Blick”-Gruppe gestrichen werden. Jede gestrichene Stelle für die Betroffenen eine zuviel – doch die Notwendigkeit einer Modernisierung der gewachsenen “Blick”-Struktur, und damit einer Restrukturierung und Neuorganisation, liegt aber schon lange auf der Hand. Es ist nun mal besser, einen Laden, der seit Jahren in der Dauerkrise steckt, umzubauen, als ihn an die Wand zu fahren.

Es gäbe durchaus eine Alternative: Die Verantwortlichen könnten den zuletzt massiven Anzeigeneinbruch auch einfach ignorieren und die Löhne vom bisher verdienten Geld zu zahlen versuchen. Lange ginge das nicht gut. Der mit Sparmassnahmen verbundene Abbau ist nicht schön. Aber derzeit unumgänglich.

Abbau in der Produktion
Zurecht fragt man sich aber, wie es mit so viel weniger Leuten gelingen soll, auch nur ansatzweise die Qualität zu halten. Gar nicht, das sagt auch Marc Walder, 44, Chef von inzwischen fast allem bei Ringier, was man ihm als Ehrlichkeit zugute halten sollte. Er will möglichst nicht bei jenen sparen, die den konkreten Inhalt liefern, sondern bei jenen, die diesen bisher besser machten. Auch das ist zeitgemäss, denn erstens sollte sich ein guter Journalist selbständig weitgehend fehlerfrei ausdrücken können, zweitens hat man noch von keinen Bloggern gehört, die sich ein Korrektorat leisteten.

Es ist mehr ein Abbau von Redaktionsprivilegien und weniger ein Abbau von Inhalt – das ist bei allem Unbill am richtigen Ort gespart. Wie der Leser den damit einhergehenden Qualitätsabbau aufnehmen wird, ist noch nicht klar. Die Fehlerorgien von “Blick am Abend” und “Newsnetz” zeigen jetzt schon, was von der “Blick”-Gruppe in Zukunft zu erwarten ist. Ein weiterer Leserschwund ist absehbar.

Personelles
Mit der 35-jährigen Andrea Bleicher schafft es eine Frau in den von Männern dominierten Newsroom – sie ist als Nachrichtenchefin an einer wichtigen Stelle. Zusammen mit Ilja Kaenzig (Sport, 36), Daniel Meier (Wirtschaft, 37), Dominik Hug (People/Unterhaltung, 40) bildet sie ein junges Führungsteam. Etwas mehr Erfahrung haben Roland Grüter (Lifestyle, 49) und der gemäss Ringier-Pressemitteilung alterslose Hannes Britschgi (Politik, 54).

Die Verjüngung der Redaktion ist damit, wenigstens was das Alter in der Führungsebene angeht, erreicht. Jetzt geht es darum, dass die Journalisten und Journalistinnen im Newsroom aufeinander zugehen, in der ehrlichen Absicht, voneinander zu lernen. Die Jungen von den Alten, was Erfahrung und Handwerk betrifft, die Alten von den Jungen, was Zeitgeist und Technik angeht. (pv.ch, RG)

Mitteilung Ringier

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