Sternstunde der Aviatiker

Zur Aufarbeitung des Swissair-Groundings dürfen Aviatik-Experten die Details von damals noch einmal in extenso ausbreiten. Das Schweizer Farbfernsehen rief prominente Journalisten zu einer bizarren Schwafelrunde in die Arena.

René Lüchinger, Chefredaktor der „Bilanz“ räuspert sich, ehe er aus Protokollen zitiert und Belangloses dazu absondert. Arthur Rutishauser, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Sonntagszeitung, ruft erregt „Wir waren doch alle dabei!“ und spielt auf die legendäre „Lügen-Pressekonferenz“ kurz vor dem Ende des nationalen Symbols an. Andri Franziskus, Sonderkorrespondent von SF in der Stadthalle zu Bülach, blickt wie immer finster drein, als er Petitessen aus dem Gerichtssal übermittelt. Wenn es um Swissair selig geht, bebt die Volksseele und die Reporterherzen glühen. Seit dem Herbst 2001 erklären uns die Aviatiker unablässig, wie die Airline zu retten gewesen wären, und wer, wann, welche Fehler gemacht hat. „Super-Mario“ vs. „Marcel-Böse“ war in der bizarren Arena das Thema, an der die Hauptdarsteller fehlten. Nicht debattiert wurden jedoch die Milliarden an Steuergelder, die – gedopt von einem beipiellosen Medienhype – Politiker in der schärzesten Stunde des Landes gesprochen – und die sich mittlerweile in 10’000 Metern Reiseflughöhe in Luft aufgelöst haben.

Dutzende von Seiten füllt auch dieser Tage die Prozessberichterstattung in allen Zeitungen, Radio und Fernehen berichten direkt von Ort des Geschehens – und ein Ende des Grauen-Dings ist nicht absehbar. Auch von Hobby-Pilot Sepp Moser, von dem wir lange nichts gehört haben, gibt es aus aktuellem Anass wieder einmal eine Auslegeordnung. (pv.ch)