Die Medien schenken rechtsextremen Gruppen für selbstinszenatorische Aktionen starke Beachtung. Grund: Der Tabubruch sorgt für Auflagen- und Quotensteigerung. Damit setzen Medienschaffende die Politiker unter Druck, kurzfristig Massnahmen zu ergreifen. Dies erschwere die kritische Überprüfung sowie differenzierte Diskussionen übder Sinn udn Zwecke und schwäche auf die Dauer die politische Kultur der Schweiz. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Nationalen Forschungsprogramms «Rechtsextremismus – Ursachen und Gegenmassnahmen» (NFP 40+).
Die Autoren raten den Journalisteinnen und Journalisten, das Thema Rechtsextremismus „ernsthaft und kritisch zu begleiten, aber seine Thematisierung gut zu überdenken und nicht auf rechtsextreme Selbstinszenierungen einzusteigen“. An die Adresse der Politik Den geht die Empfehlung, den Extremismusvorwurf nicht inflationär zu verwenden. Sowohl Medien wie Politik sollten sich bewusst sein, dass „rechtsextreme Akteure mit ihren Themen an etablierte Diskurse wie diejenigen um die Stellung der Schweiz in der Welt und um das Verhältnis zu Immigranten und zum politischen Gegner anschliessen können.“
Damit falle es rechtspopulistischen Akteuren wie den Exponenten der SVP und der Schweizer Demokraten solche Themen zu bewirtschaften und für sich zu pachten:«Ausländerkriminalität», «Asylmissbrauch», Kritik an der «Classe politique» und an supranationalen Organisationen sowie kontroverse Debatten um die Rolle der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs, seine dafür beispile, so die Autoren der Studie.
Die zunehmende, aber nur punktuelle und oft oberflächliche mediale Beschäftigung mit dem Thema Rechtsextremismus führen die Autoren hauptsächlich auf zwei Ursachen zurück: Erstens auf die Ökonomisierung der Medienlandschaft. Die Verlage seien seit den 1980er Jahren einem immer intensiveren Wettbewerb um Auflage und Einschaltquote unterworfen. „In diesem Kontext findet Rechtsextremismus als Tabu brechendes und damit auch spektakuläres Phänomen eine hohe Beachtung.“ Zweitens hat sich die Politiklandschaft vor allem ab den neunziger Jahren polarisiert. Linke und Rechte liefern sich einen von den Medien nicht uneigennützig begleiteten Kampf, in welchem der Extremismusvorwurf als schlagkräftige Waffe zur Diskreditierung des Gegners dient. (pv.ch)
Die Medienmitteilung des Nationalfonds
Die Webseite des NFP 40+