Wenn das mal keine gute Nachrichten sind: Tamedia will 200 Jobs im Online-Bereich schaffen, davon rund 100 für Journalisten.
Gestern ereignete sich am Swiss Media Forum in Luzern eine kleine Revolution. Mehrere bekannte Schweizer Journalisten und Verlagsmitarbeiter twitterten für die Öffentlichkeit spannende Informationen live. Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer bestätigte eine Aussage von Tamedia-CEO Martin Kall über die Einstellung von neuen Online-Mitarbeitern. Gehört hat das auch NZZ-Online-Chef Urs Holderegger, erst seit Kurzem aktiv unter @uh53:
Auch Werner De Schepper (@Wernerschepper, AZ Medien) war vor Ort, um mitzuschreiben, was so zu hören war:
Eine Übersicht über alle Tweets ist unter dem Hashtag #smf11 nachzulesen. Weitere Hintergründe über den Tag sind bei persoenlich.com zusammengefasst.
Zurück zur frohen Kunde über die neuen Jobangebote für Journalisten. In einem Beitrag des „Echo der Zeit“ dazu ist zu hören:
Diesen Ausbau möglich macht die Online-Werbung. Dank ihr sind 20min.ch und tagesanzeiger.ch profitabel. Ganz im Gegensatz zu den gedruckten Zeitungen von Tamedia.
Da staunt man, ist doch immer und immer wieder das Gegenteil zu lesen. Christoph Zimmer wird wie folgt zitiert:
Die Leserzahlen stagnieren. Die Werbeumsätze verlagern sich ins Internet.
Dieser Wandel, der sich ja schon seit Jahren ankündigt, beschleunigt sich nun also. Am Grundsätzlichen ändert sich wenig: Nur weil der Leser Medienprodukte online konsumiert, heisst das nicht, dass er dort nur boulevardeske, qualitativ fragwürdige, unausgereifte und unfertige Texte mit Schreibfehlern wünscht, die nie und nimmer die Hürden der bisher geltenden Standards übersprungen hätten. Dass die Klickzahlen etwas anderes sagen, stimmt, aber das war bei Print auch schon immer so, nur hat das nie jemand gemessen. Klar ist: Ein von Trash überfluteter Leser sucht sich irgendwann Qualität. Und wenn er die nicht von seiner Stammmarke kriegt, dann halt woanders.
Die Frage bleibt, wann endlich die Verantwortlichen über die Budgets auch online auf einen Journalismus setzen, der diesem Namen gerecht wird. Wer es wagt, die Möglichkeiten des Online-Journalismus, die ja weit über das hinausgehen, was auf Papier je möglich ist, anzupacken. Dazu benötigt werden sowohl erfahrene Journalisten, als auch neue Kräfte, die mit dem Web aufgewachsen sind. Die Zeit dafür ist reif wie noch nie. In Basel wird daran bereits eifrig gewerkelt.