Türsteher der Exekutive

„Sonntag“-Bundeshauskorrespondent Christof Moser berichtet, wie PR-Leute den Zugang zum Bundesrat erschweren.

Christof Moser

Der Bundesrat wird von den Bürgern bezahlt. Witzigerweise bezahlen die Bürger aber auch jene Leute, die den Bundesrat davon abhalten, mit Journalisten zu reden. Wenn Journalisten im Auftrag der kritischen Öffentlichkeit die Exekutive befragen wollen, dann treten sie dazwischen und fragen: «Was wollten Sie?». So schreibt es Christof Moser in einem Beitrag auf Medienspiegel.ch:

Um die Schilderung des darauffolgenden Dialogs abzukürzen: Die Antwort lautet meistens «Nein», «leider keine Zeit», «Sie hätten ihre Frage an der Konferenz stellen können», «dazu sagen wir nichts», «rufen Sie die Kommunikationsstelle an».

Moser räumt allerdings ein, dass Journalisten an dem entgegengebrachten Misstrauen Schuld haben, gerade jene von der Sonntagspresse:

Nicht selten sind in der Vergangenheit Statements von Bundesräten am Rande von Medienkonferenzen oder Veranstaltungen aus dem Zusammenhang gerissen und zu hübschen Schlagzeilen verarbeitet worden.

Richtiggehend skandalös ist Mosers Schilderung, wie eine ungenannte TV-Redaktorin im Auftrag der PR-Verantwortlichen dafür Sorge trug, dass kein Journalist die anwesende Bundesrätin ansprach („Ein Hauch von Nordkorea umwehte die Szenerie, als die Redaktorin zur Antwort gab: ‚Ja, das mach ich.'“) Aus dem Kontext schliesse ich, dass es sich um Eveline Widmer-Schlumpf handelt. Die Chefin Kommunikation des Finanzdepartements EFD heisst Brigitte Hauser-Süess.

Moser bringt es gegen Ende auf den Punkt:

Eine gewählte Politikerin, der Bevölkerung verpflichtet, und ein Journalist, der Öffentlichkeit verpflichtet, können kein Wort miteinander wechseln, weil eine PR-Verantwortliche ohne jede demokratisch legitimierte Rolle und nur der Imagepflege verpflichtet, sie erfolgreich daran hindert.

Das ist nicht in Ordnung. Journalisten benötigen und verdienen Informationen von der Exekutive. Kommunikationsverantwortliche haben nach bestem Wissen und Gewissen dafür zu sorgen, dass dem so ist. Informationsverhinderer sind einer freien Demokratie nicht würdig.

Den ganzen Beitrag kann man auf medienspiegel.ch nachlesen (lesenswert auch die Kommentare).

Nachtrag, 27. Februar 2012:
„Bevormundete Bundesrätin – eine Replik“ (politohr.ch)