UPE und die Fakten

Fehlersuche bei der Weltwoche – Warum denn in die Ferne schweifen…? Oder: Muss ein Fernsehkritiker zwingend die kritisierten Sender auseinander halten können?

Urs Paul Engeler basht in der aktuellen Weltwoche ganz heftig auf SF Direktorin Ingrid Deltenre ein. Und gibt sich dabei richtig beleidigt: Auf seine Interviewanfrage sei unter dem Vorwand, er nehme es mit den Fakten dann und wann nicht allzu genau, nicht reagiert worden. Um sogleich bei Frau Fernsehdirektorin nachzuhaken: Wo sie denn seien, die Fehler, die er da angeblich produziere? Deltenre mochte offenbar nicht aufzählen. Engeler betupft: „Die Nachfrage, wo in früheren Artikeln sich allenfalls Fehler eingeschlichen haben könnten, beantwortete Ingrid Deltenre auf einer ins Unendliche laufenden Zeitachse: «…wenn ich wieder etwas mehr Zeit habe.»“

Wir können aushelfen, und brauchen dafür nicht mal ins Archiv zu steigen. Diverse interessante Neuigkeiten (sollen wir wirklich “Fehler” sagen?) finden wir alleine in besagtem aktuellen Artikel. So nehmen wir zum Beispiel erstaunt zur Kenntnis, dass das Wissensmagazin «Galileo» neuerdings als Nachfolgesendung von MTW auf SF läuft. Um dort “weder Akzeptanz noch Publikum” zu finden. Was wenig erstaunt, schliesslich weiss ausser UPE gar niemand, dass dieses Magazin neuerdings statt auf Pro 7 auf SF 1 zu sehen ist. Und wir fragen uns an dieser Stelle: Ist es eigentlich wichtig, dass ein Kritiker die von ihm kritisierten Sender auseinander halten kann? Oder sind wir da zu pingelig?


Urs Paul Engeler (selbst mal am Fernsehen) (Foto: SF)

Einen Absatz weiter erfahren wir, dass die „niederländische Fernsehfabrik Endemol […] neuerdings einen Ableger in Zürich“ hat. Dass die Firma bereits seit 1991 existiert (seit 2000 mit einer Beteiligung von Endemol) hätte sich durch eine kleine Google-Suche und einen Klick auf die Firmenhomepage klären lassen. Dennoch steht’s ganz arg um die Fernsehanstalt am Leutschenbach. Heimatschutz tut Not! Internationales Unterhaltungs-Allerlei dominiert das Schweizer Fernsehen – mahnt Urs Peter Engeler und zählt zum Beweis gleich sechs Endemol-Formate aus der vermeintlichen Unterhaltungsretorte auf: «Deal or No Deal», «Der Match», «VIParade», «Telescoop», «Baschi national», «Black’n’Blond». Dumm nur, dass ausgerechnet von diesen sechs Beispielen gerade mal die ersten zwei wirklich aus der “Retorte”, sprich dem internationalen Endemol-Fundus stammen. Die anderen vier wurden in der Schweiz im Auftrag vom SF entwickelt. Wobei «Telescoop» als Werbesendung genau genommen nicht mal vom SF, sondern von der Werbevermarkterin Publisuisse verantwortet wurde. Aber wir wollen ja nicht pingelig sein. (pv.ch)