Vier Tage mit 46,80 Franken

Desirée Pomper verbringt für „20 Minuten“ vier Tage im Erstaufnahmezentrum Foral in Chur.

Screenshot 20min.ch
Das Stammblatt von Desirée Pomper, Screenshot 20min.ch

27’220 Männer waren 2012 im Asylprozess, aber auch 17’643 Frauen (gemäss der Asylstatistik 2012). Über letztere wird eher weniger berichtet.

Darum ist der Bericht von Desirée Pomper lesenswert, die vier Tage verbracht hat im EAZ Chur, unter Asylbewerberinnen aus Eritrea, Nordafrika und Nigeria:

„Sie nehmen meine Personalien auf, schiessen ein Foto für die Akten, drücken mir den Zimmerschlüssel in die Hand, erklären mir die Hausregeln: Keine Drogen, kein Alkohol, keine Männer im Zimmer. Putzdienst um 7 Uhr morgens. 11.70 Franken pro Tag vom Staat – macht für mich 46.80 Franken für vier Tage. Das muss reichen für Essen, Hygieneartikel und Freizeit. Dafür gibts Kondome gratis. Mache ich Ärger, wird mir der Geldbetrag gekürzt.“

Ärger macht Pomper keinen, aber andere:

„Als wir ins Erstaufnahme-Zentrum zurückkehren, wird gerade ein Bewohner in Handschellen von der Polizei abgeführt. Es ist einer der aussergewöhnlich gut gekleideten Nordafrikaner, die laut den Bewohnern immer wieder für Ärger sorgen. Sie würden klauen, pöbeln, provozieren. Erst gestern versuchte ein Eritreerjunge vergebens, sein entwendetes Trottinett zurückzufordern. Um diese Männer in Schach zu halten, hat Zentrumsleiter Hermann beschlossen, die nordafrikanischen Asylsuchenden nicht im ganzen Haus zu verteilen, sondern ihnen einen Stock zuzuweisen.“

Morgen gibt es weitere Berichte zum Thema, angekündigt ist „die Geschichte einer eritreischen Asylsuchenden, die beschloss, nicht länger eine Soldatin zu sein“.

Leben im Asylheim – ein Selbstversuch (20min.ch)