Vorurteile zementieren

In den Medien werden Bevölkerungsgruppen oft nicht so dargestellt, wie sie sind, sondern wie man sie sich vorstellt. Damit zementieren sich nicht nur die Vorurteile, auch die Realität passt sich ihnen an.

Muslimische Schule in Johannesburg

Am Wochenende habe ich eine Frau gesehen mit einem T-Shirt, auf dem stand: „One Day I Will Be Famous!“. Ich fragte ich mich natürlich sofort unwillkürlich, weshalb sie eines Tages berühmt sein wird. In die Geschichte eingehen kann man ja nicht nur als Künstler, sondern auch als Attentäter.

Aufgefallen ist mir das T-Shirt aber nur, weil die Frau dazu ein Kopftuch getragen hatte – ansonsten hätte ich es wohl gar nicht wahrgenommen. Zu tun hat das auch mit den von den Medien verbreiteten Stereotypen.

Deniz Baspinar schreibt in der „Zeit“ über die Medien:

Wenn von Migranten oder Muslimen die Rede ist, sehen wir die ewig gleiche Rückenansicht einer Gruppe von Frauen mit Kopftuch und bodenlangen Mänteln. Diese Frauen tun das, was ihre Bestimmung zu sein scheint: Kinderwagen schieben oder Einkaufstüten tragen. Sehr beliebt ist auch das unscharfe Motiv, auf dem die Frau drei Schritte hinter dem Patriarchen her läuft oder das vom Döner- respektive Gemüseverkäufer.

Wir nehmen diese Bilder als Selbstverständlichkeit hin. Warum ist es aber nicht selbstverständlich, stattdessen eine türkisch- oder afghanischstämmige Rechtsanwältin an ihrem Arbeitsplatz zu zeigen?

Die Autorin erkennt ein „mediales Perpetuum Mobile“:

Die Bilder in den Fernsehnachrichten, in Zeitschriften und Zeitungen (und auch die Bilder hier auf ZEIT ONLINE) kommen oft aus Bildagenturen und werden von Redakteuren ausgesucht. Die Fotografen bilden ab, was die Medien nachfragen, Migranten in Berlin-Neukölln oder Duisburg-Marxloh. Sie fotografieren Personen, die in ihr Schema passen. Dieses Schema speist sich wiederum aus bereits publizierten Bildern gleicher Machart. Damit produzieren und bestätigen sie gleichzeitig das vorherrschende Bild vom „Muslim“.

Das Problem exisitiert natürlich nicht nur für Muslime, sondern für jede Gruppe: Banker, Bergbauern, Sozialarbeiter, Blogger, Journalisten, etc. Das Schlimme daran ist, dass diesen Gruppen, in dem sie immer wieder auf das bisher Wahrgenommene reduziert werden, die Möglichkeit zur Entwicklung erschwert wird. Die Entscheidung, anders zu sein und auszubrechen aus von anderen gefassten Meinungen, braucht Mut und führt auf einen unbekannten und vergleichsweise steinigen Weg. Es ist viel einfacher, so zu sein, wie alle glauben und auf der Autobahn der bereits befahrenen Wege zu fahren.

Bild: Muslimische Schule in Johannesburg, Flickr/er24ems, CC BY-SA-Lizenz