Wahl-Marathon

Mit einem Grossaufgebot an journalistischer Kompetenz haben die Medien die Wahlen zum neuen Parlament begleitet. Der Arbeitseifer in den Redaktionen kontrastiert mit dem zunehmenden Desinteresse des Publikums.

Am Wahl-Sonntag waren in den tagesaktuellen Medien einmal mehr Jeder und Jede aufgeboten, sie sich zu Wort melden wollten und mussten. Die unvermeidlichen Chefredaktoren und Ressortchefs, die das Ergebnis in langfädigen, bedeutungsschweren Leitkommentaren einordneten, die Inland- und Lokalreporter, deren Job es ist, die Zahlen und Fakten aus allen Landesteilen zusammenzutragen und die O-Töne von den (wenig frequentierten) Urnen und den (immer zahlreicheren) Wahl-Feiern einzufangen. Nicht zu vergessen all die Kamera- und Mikrofonträger und die Moderatorinnen und Moderatoren, welche die bestürzten oder siegesfrohen Elefanten in ihrer Runde versammelten und sie plappern liessen, oder die ihre Hörer und Hörerinnen mit den letzten Hochrechnungen versorgten.

Das emsige Berichterstatten steht derweil in Kontrast zu dem durch Umfragen und Experten belegten zunehmenden Desinteresse seitens des Publikums, das schon während vieler Wochen und in vielen Tausend Beiträgen – und erstmals auch mit ausländischem Widerhall – über sämtliche Aspekte des hiesigen Polit-Zirkus’ aufgeklärt wurde, ob es wollte oder nicht. Grosse Veränderungen haben die Wahlen (vorerst) nicht gebracht, die Überraschungen (SVP gewinnt, SP verliert) waren in Tat und Wahrheit gar keine. Allenfalls das Wort historisch (höchster Sieg der Bauern seit 1919, grösste Schlappe der Sozis seit 1919) begründet das Besondere. So fragt sich denn, woher der Arbeitseifer der Medienschaffenden stammt. Sendungsbewusstsein? Der Drang, öffentlich Fleiss zu beweisen? Der verschärfte Wettbewerb unter den Medien um die bescheidene Gunst der Massen? Pflicht zur Berichterstattung? Gar blanker Etatismus? Allein das ruft nach weiteren Leitkommentaren. (pv.ch)

Die Dompteure von SF Leutschenbach empfehlen sich in der Sonntagspresse für die Elefantenrunde.