Was dürfen die impressum-Mitglieder von ihrem neuen Geschäftsführer erwarten?

Ende August übernimmt Urs Thalmann die Führung von impressum. Welches seine Pläne mit dem Berufsverband sind, verrät er im ZPV-Interview.

Urs Thalmann ist seit 2005 beim Verband. Bisher war er Zentralsekretär. Ende August wird er impressum-Geschäftsführer und löst an der Spitze Mathieu Fleury ab. Vorher arbeitete Thalmann am Institut für Föderalismus der Universität Freiburg und leitete Entwicklungsprojekte der DEZA. Der neue Chef ist 38-jährig und grösstenteils in Winterthur aufgewachsen.

Urs Thalmann, eine kurze Bestandesaufnahme: Wo steht impressum heute?

impressum ist die grösste Organisation von Journalistinnen und Journalisten der Schweiz. Als solche steht sie den stets neuen Herausforderungen des Journalismus gegenüber. Einige der aktuellen Baustellen sind die starken Deregulierungsbestrebungen, mit denen uns die Sozialpartner konfrontieren. Wir, die JournalistInnen, sind gefordert, unseren Auftrags- bzw. Arbeitgebern zu beweisen, dass diese neue Politik kurzfristig zwar vielleicht nur uns Medienschaffenden, letztlich aber der ganzen Branche schadet. Darum dürfen wir diese Bestrebungen nicht akzeptieren. Eine weitere Herausforderung ist die Aufrechterhaltung der Qualität der Arbeit unserer Branche. Wir müssen der drohenden Verwässerung der Grenze zwischen Kommunikation und Information strenge Standards und Kontrollen entgegensetzen. Ich bin zuversichtlich, dass gerade der mutige Schritt von impressum, die Verleger in den Presserat aufzunehmen, zu einer Aufwertung des Journalismus führen wird, da unsere berufsethischen Grundregeln so eine breitere Anerkennung finden. Jede Herausforderung der Branche führt die Notwendigkeit einer starken Organisation vor Augen. Zusammen mit den professionellen Dienstleistungen und dem Solidaritätsgedanken haben wir – JournalistInnen und Mitarbeitende von impressum – die Argumente in der Hand, um unsere Kolleginnen und Kollegen von der Mitgliedschaft zu überzeugen und den schon gebremsten Rückgang der Mitgliederzahlen endgültig zu stoppen.

Wo siehst du noch Handlungsbedarf?

Was eindeutig fehlt, ist ein Durchbruch im Bereich der sozialpartnerschaftlichen Regelung der Arbeitsbedingungen. Unser Ziel ist ein GAV für die Presse der Deutschschweiz und des Tessins oder ein anderes Instrument, das eine vergleichbare Sicherheit und Stabilität gewährleistet. Wir lassen nicht locker und sind zuversichtlich, dass wir wieder zu einer zufriedenstellenden Situation zurückfinden werden. Um das zu erreichen, müssen wir die Bereitschaft der Medienschaffenden, sich für ihre Arbeitsbedingungen aktiv einzusetzen, durch Sensibilisierung fördern. Die Arbeit- bzw. Auftraggeber müssen spüren, dass die freien und festen Mitarbeitenden ihrer eigenen Medienhäuser die Haltung, es brauche keinen GAV (oder andere gleichwertige Instrumente), nicht tolerieren. Das Zentralsekretariat kann diesen aktiven Einsatz der Medienschaffenden nicht ersetzen. Aber es ist seine Aufgabe, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, und hier sind bei den Gremien von impressum und beim Zentralsekretariat neue Initiativen notwendig.

Was dürfen die impressum-Mitglieder von ihrem neuen Geschäftsführer erwarten?

Den bisherigen Geschäftsführer Mathieu Fleury zu ersetzen, weckt grosse Erwartungen. Der „Neue“ kann keine Kopie sein, strebt dies auch nicht an. Die wichtige Arbeit von Mathieu werde ich fortsetzen und gleichzeitig die Prioritäten neu ordnen. Eines meiner Ziele ist es, impressum den JournalistInnen näher zu bringen und den Nutzen des Verbandes für die Branche und für jedeN einzelneN fassbarer zu machen. Dabei ist die Präsenz und die rasche und gezielte Reaktionsfähigkeit des Zentralsekretariats wichtig. Ich werde dabei meine Person nicht in den Vordergrund rücken, sondern mir ist es wichtig, dass das Zentralsekretariat als funktionierendes, professionelles und effizientes Team ein Begriff bleibt.

Wieso ist es für Journalistinnen und Journalisten wichtig einem Berufsverband anzugehören?

Gerade in einem freien Beruf, wo jedeR Medienschaffende unabhängig arbeiten will und muss, ist es wichtig, dass die Vertretung der Interessen und die Förderung und Erhaltung der Qualität koordiniert werden. impressum stellt den Presserat zur Verfügung, um die Qualität des Journalismus zu verteidigen und das Image der Branche und jedes einzelnen Medienschaffenden zu stärken. impressum fördert auch in Zeiten, wo es mehr Medienschaffende als offene Stellen oder freie Aufträge gibt, gute Arbeitsbedingungen. Zwar haben wir in der Deutschschweiz (noch) keinen neuen GAV, aber ohne unsere Beharrlichkeit würde die für die Medienschaffenden ungünstige Marktlage durch die Verlage noch viel gravierender ausgenutzt. Je stärker impressum ist, desto besser kann impressum diese und weitere Interessen verteidigen, die sowohl für die Branche als auch für jedes Mitglieds von existentieller Wichtigkeit sind. 

Welche Vorteile bringt die Mitgliedschaft einem Medienschaffenden?

Der Verband ist für jeden Einzelnen da: Wir bieten einen spezialisierten Rechtschutz durch unsere RechtskonsulentInnen und ZentralsekretärInnen, welche die Realitäten in Redaktionen und jene von freien Medienschaffenden kennen. Dazu kommt eine Berufs-Prozesskostenversicherung, die Anwalts- und Gerichtskosten übernimmt. Und kommt es zu kollektiven Streitigkeiten, zum Beispiel bei Massenkündigungen, handeln wir mit den Arbeitgebern die bestmöglichen Sozialpläne aus.

Unsere Hilfsfonds unterstützen die Mitglieder auch im Falle finanzieller Notlagen. Die Pensionskasse für JournalistInnen PKJ gibt auch Freien die Möglichkeit, eine vollwertige Vorsorge zu betreiben.

Dazu kommen natürlich noch das BR mit dem Presseausweis und diverse weitre Dienstleistungen sowie Vergünstigungen, welche die Mitgliedschaft für jedes Mitglied attraktiv machen.

All diese Vorteile sind für die Mitglieder des ZPV und der Ostschweiz nun durch unsere Zentralsekretärin in Zürich, Salva Leutenegger, auch geographisch näher. (pv.ch)

                 
Der neue impressum-Geschäftsführer Urs Thalmann will keine Kopie 
                       seines Vorgängers sein (Bild: ZPV 2008)