Sebastian Heiser von der „taz“ recherchiert bei der Konkurrenz, wieviel Einflussnahme möglich ist im redaktionellen Teil der Zeitungen.
Wie kürzlich im „Medienspiegel“ zu erfahren war, hat eine mit den Beilagen von „Tagi“ und „Blick“ betraute Firma keine Bedenken, ehrlich zu sein zu möglichen Mitarbeitern. Sie suchte nach Mitarbeitern, die sich nicht zu schade sind, „Schleichwerbung“ in ihre Texte einzubauen oder über eine Reise zu schreiben, die sie gar nicht gemacht haben.
Sebastian Heiser von der „taz“ hat sich der Frage nach der Schleichwerbung im redaktionellen Teil der Zeitungen auf investigative Weise genähert. Sein Vorbild dabei war Volker Lilienthal, der Schleichwerbung in der ARD-Serie Marienhof aufgedeckt hatte.
Heiser gründete für die Recherche die fiktive Werbeagentur „coram publico“ und ging dann, begleitet von einer Mitarbeiterin, auf Tour durch die Anzeigenabteilungen deutscher Zeitungen. Viele Titel blieben standhaft und lehnten jede Einflussnahme auf den redaktionellen Teil ab, so der Spiegel, das Handelsblatt, aber auch Bild.
Anders, nämlich durchaus verhandlungsbereit, reagierten die linksliberale Frankfurter Rundschau, die Ex-DDR-Zeitung Neues Deutschland und die Westdeutsche Allgemeine Zeitung.
Bei der Frankfurter Rundschau (FR) sagte ein Mitarbeiter dem Reporter: „Wir wollen Anzeigenumsatz generieren und insofern – wenn Sie heute mit dem Thema ,Solarenergie‘ kommen, dann machen wir halt nächste Woche das Thema Solarenergie.“ Für den samstäglichen Reiseteil bot er eine Kombination aus Anzeige und Berichterstattung an: „Wenn ich eine ganze Seite buche, dann kann man schon über die zweite Seite redaktionell reden. So als Hausnummer.“
Die Recherche mit allen Details im Rechercheblog der taz
Das Making-of der Recherche im Hausblog der taz
Die Zusammenfassung der Ergebnisse auf taz.de