Wechsel-Wirkungen am siebten Tag

Kurz vor Ultimo dreht sich das Job-Karussel schneller, besonders bei den Sonntagsblättern. Neue Jobs für hohe Tiere…

«Ich will nicht der Moritz des Journalismus sein», begründet Sonntagszeitungs-Chef Andreas Durisch seinen angekündigten Wechsel zu den «Freunden der NZZ». Der dienstälteste aller Chefredaktoren, 12 Jahre schon im Amt, verlässt demnächst die Medienwelt, um sich als «Senior Partner» der Dynamics Group anzuschliessen, einer Zürcher PR- und Beratungsfirma, die eben auch die eher unfreundlichen Freunde der alten Tante vertritt. Die Anspielung auf das Sitzfleisch von Moritz (Leuenberger) hat seinen sonst kaum nachzuvollziehenden Schritt verständlich gemacht.

Durischs Kollege beim Sonntagsblick, Hannes Britschgi, zieht es in die Politik. Der ehemalige Facts und Fernsehmann darf das für die Blick-Gruppe nicht wirklich Match-entscheidende Fach gruppenweit verantworten. Wir freuen uns auf die erste Homestory mit Neu-Bundesrat Didier Burkhalter, der sich so etwas bisher stets verbeten hat. Britschgi wird’s mit seinem Charme schon richten.

Bei der NZZ am Sonntag rotiert nur die zweite Garde. Nach dem abrupten Abgang von Martin Senn früher im Jahr (der nun als Freelancer bei der Schweizer «Zeit» wieder aufgetaucht ist), verlässt auch der andere Stehvau von Chefredaktor Felix Müller das Blatt. Inlandchef Luzi Bernet wechselt zum Mutterblatt als Blattmacher und Redaktionskoordinator. Als Ersatz kommt Chanchal Biswas zurück, der sich zwischenzeitlich in der «Privatwirtschaft» ein paar Sporen abverdient hat. Zweiter Stellvertreter wird Auslands-Chef Thomas Isler.

Beim Sonntag schliesslich hinterlässt Artur Rutishauser eine Lücke. Der Wirtschaftsfachmann wechselt als Stv. Chefredaktor zum Tages-Anzeiger, angeblich nachdem die Werdstrasse eine Millionenablöse für den Mid-Risk-Star-Journalist bezahlt hat. Rutishauser hat sich vor seinem Abgang im Aargau selbst ein Denkmal gesetzt, mit der nach nur zwei Monaten schon legendären Gourmet-Reise zu Paul Bocuse nach Lyon.

Bezahlt hat die Sause mit Privatflugzeug und Promi-Gästen dem Vernehmen nach eine unbekannt gebliebene Privatbank. Sie ehrte Rutishauser für seine spekulative Artikelserie über die UBS, dass er während vieler Monate im Sonntag ritt und die der wankenden Grossbank viele Kunden abspenstig machte.

Mit nach Lyon reiste auch der frühere Arbeitgeber von «Rut», Andreas Durisch. Hier schliesst sich der Kreis. Dereinst wird der eine den anderen wohl auch zu den Freunden der NZZ holen. (K. Latschi, pv.ch)durisch_01.jpg

Andreas Durisch (Foto: Swiss-Lupe)