Ringier verschiebt die geplante Errichtung einer Paywall auf unbestimmte Zeit. Und der Ringier-Jahresbericht 2012 ist da. Gestaltet hat ihn der algerische Künstler Philippe Parreno.
Fast 100 Millionen Franken Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (EBITDA) konnte der Ringier-Konzern 2012 verbuchen, eine Steigerung um rund 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr (nach Steuern 32,3 Millionen Franken). In der Schweiz erzielt Ringier bereits über einen Viertel aller Umsätze im Digitalbereich (28 Prozent).
Im „Prolog“ zum Jahresbericht, gestaltet dieses Mal vom algerischen Künstler Philippe Parreno als Geschenkpaket, schreibt Michael Ringier:
Und der Traditionalist braucht wohl immer am meisten Zeit, um die Veränderungen zu verstehen und zu seinen Gunsten zu nutzen. Deshalb gehören die klassischen Medienunternehmen kaum zu den Pionieren des Internets. Ich erkenne im Umgang mit dem Neuen vier Phasen, die sich über viele Jahre hingezogen haben. 1. Ignorieren, 2. Denunzieren, 3. Studieren, 4. Attackieren. Ringier war in den letzten Jahren in der vierten Phase wohl eines der aggressivsten Medienunternehmen. Das zeigt auch die Harvard-Studie, die über uns verfasst wurde.
Wenn man sich nun schon seit einigen Jahren in Phase 4 befindet, bleibt es eigentlich nur verwunderlich, wie rasch und gleichzeitig unkommentiert diese vier Phasen verlaufen sind.
Doch für Selbsterkenntnis ist es nie zu spät. Für ebenso klug halte ich den von Michael Ringier angekündigten Entscheid, vorerst abzuwarten mit einer Paywall. In einer Ringier zitierenden sda-Meldung ist zu lesen:
„Wenn man von den Lesern Geld will, muss man etwas Besonderes bieten.“ Was dieses „Besondere“ sein soll, muss Ringier nun erst noch klären.
Was dieses „Besondere“ sein könnte, hat der neue NZZ-Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod kürzlich in einem hauseigenen Interview formuliert:
Es gibt heute so viele Möglichkeiten, sich bequem aktuelle Informationen zu beschaffen. Damit kann sich ein Medium nicht mehr differenzieren. Aber mit der Qualität. Das zählt für unsere Leser. Wer verifizierte Informationen will, geht zur NZZ: Diesen systematischen Reflex müssen wir erzielen. Wenn uns das gelingt, sind wir einen grossen Schritt weiter.
Ich halte die Strategie, konsequent auf verifizierte Informationen zu setzen, für genau richtig. Und zwar für alle, die Informationen für die Öffentlichkeit aufbereiten.
Ringier-Jahresbericht 2012 als PDF-Datei
Ringier dank Kerngeschäft und Diversifizierung 2012 mit Ergebnis-Steigerung
Ein doppeldeutiges Geschenk