Wo sich überall eine Datengeschichte verbirgt
In der Schweiz gibt es eine grosse Menge an offen zugänglichen Datensätzen. Doch wo sind darin die spannenden Geschichten verborgen? Eine ZPV-Veranstaltung gab eine Einführung in Datenjournalismus und Open Data.
Datenjournalistinnen und –journalisten analysieren grosse Datensätze und generieren daraus eine journalistische Geschichte. So definieren Alexandra Kohler und Marie-José Kolly ihre Tätigkeit. Beide sind Datenjournalistinnen bei der «Neuen Zürcher Zeitung». An der Veranstaltung «Datenjournalismus und Open Data – das kleine Einmaleins» des Zürcher Pressevereins haben sie zusammen mit Marco Sieber von der Open-Data-Fachstelle der Stadt Zürich Einblicke in ein relativ neues Genre des Journalismus gewährt.
Was ist eine gute Datengeschichte?
- Aktualitätsgetrieben
- Datengetrieben
- Erklärt einen Sachverhalt verständlich
- Ist sorgfältig recherchiert und aufgearbeitet
- Zeigt Zusammenhänge auf
- Hat ansprechende, visuelle Elemente – muss aber nicht
Die Referentinnen haben der interessierten Runde aufgezeigt, dass nicht nur grosse Tabellen mit vielen Zahlen datenjournalistisch ausgewertet werden können. Auch Textdokumente, Tweets oder E-Mails können Grundlage für eine Datenrecherche sein.
Ein Beispiel dafür ist eine Textanalyse zur Bankenregulierung, für die Marie-José Kolly Tausende von Seiten Regelwerk analysiert hat. Oder «Der Spiegel» und der Bayrische Rundfunk haben untersucht, ob Ausländer bei der Wohnungssuche diskriminiert werden. Um das aufzuzeigen, haben sie systematisch 20‘000 Emails verschickt, die Ergebnisse ausgewertet, aufgearbeitet und interpretiert.
Wie eine datenjournalistische Geschichte beginnt
Die Referentinnen zeigten zwei Wege auf, wie sie eine Recherche starten. Da ist die Möglichkeit, von einer Hypothese auszugehen und dazu Daten zu konsultieren (In den Bergen liegt viel Schnee. aber in tiefen Lagen liegt immer weniger Schnee. Stimmt das wirklich?) Bei der zweiten Variante startet die Journalistin bei einem vorhandenen Datensatz und sucht darin Auffälligkeiten, Zusammenhänge – sprich: eine Geschichte (Die Stadt Zürich veröffentlicht neue Bevölkerungszahlen. Wie verändert sich der Ausländeranteil in den Quartieren? Finden wir hier gar unerwartete Muster?).
Hilfreiche Tools
- Zum Rechnen: Excel
- Für Grafiken und Karten: Datawrapper, Quartz-Chartbuilder, Tableau
- Statistik-/Programmiersprachen: R, Python
- Für Geografische Informationen: QGIS
Der gläserne Staat
Im zweiten Teil des Abends stellte der Statistiker Marco Sieber, Open-Data-Spezialist der Stadt Zürich, das Konzept von Open Government Data vor. Das sind Daten aus der Verwaltung, die von allen frei benutzt, weiterverwendet und geteilt werden können. Sieber spricht in diesem Zusammenhang vom «gläsernen Staat» – im Gegensatz zum gläsernen Bürger.
Das Open-Data-Portal der Stadt Zürich existiert seit 2012. Darauf finden sich Daten aus 19 Kategorien: Bevölkerung, Energie, Preise oder Umwelt. Auch andere Kantone bieten Zugang zu offenen Verwaltungsdaten an. Ein nationales Portal bietet einen Überblick über die Veröffentlichungen. 65 Organisationen publizieren darauf ihre offenen Daten, zum Beispiel das Bundesamt für Gesundheit, die Post oder die ETH.
Beispiele für Recherchen mit Open Government Data
- Aus der Serie «Zürich, wer bist du?»: Todesursachen in Zürich
- Die Tagi-Badi-App
- In den Strassen von Zürich
- Weitere Beispiele auf der Website von Open Data Zürich