Zürcher Journalistenpreise 2007 vergeben

Charlotte Jacquemart und Daniel Hug (NZZ am Sonntag), Bruno Ziauddin (Weltwoche), Christian Schmidt (NZZ) Gabrielle Kleinert und Marcel Hänggi heissen die Gewinnerinnen und Gewinner des Zürcher Journalistenpreises 2007. Karl Lüönd wird für sein Gesamtwerk geehrt. Ehrengast der Preisverleihung im Casinotheater Winterthur ist Bundesrätin Doris Leuthard.

Die fünf ausgezeichneten Arbeiten hat die Jury, der Fredy Gsteiger als Präsident (Radio DRS), Andrea Masüger (Südostschweiz), Susanne Mühlemann (SonntagsBlick), Margrit Sprecher (freie Publizistin) und Marco Meier (freier Publizist) angehören, aus insgesamt 177 Einsendungen ausgewählt:

Karl Lüönd erhält den mit 8’000 Franken dotierten Preis für das Gesamtwerk seiner journalistischen und publizistischen Tätigkeit. Charlotte Jacquemart und Daniel Hug (7’000.–) werden für ihre von Juli bis Dezember 2006 in der NZZ am Sonntag erschienene Artikelreihe über die Fusion Swissfirst / Bellevue Bank geehrt, Christian Schmidt (7’000.–) für eine Reportage aus Namibia, „Ein Bauernopfer?“, die am 4. Februar 2006 in der NZZ publiziert worden war. Bruno Ziauddin (7’000.–) wurde für seinen Weltwoche-Artikel “ Das Beste zum Schluss“ vom 5. Oktober 2006 ausgezeichnet. Marcel Hänggi (3’000.-) bekam den Preis für den in der Wochenzeitung vom 28. Spetember 2006 publizierten Beitrag mit dem Titel „Berufsrevolutionär“. Und Gabrielle Kleinert, die für Sie+Er, SonntagsBlick Magazin am 1. Oktober 2006 „Mit der Tschuggerei auf Patrouille“ ging, erhielt aus der Preissumme ebenfalls 3’000 Franken.    

Herausragender Vertreter des Boulevardjournalismus
Die Jury richtete dieses Jahr einen Hauptpreis für das Gesamtwerk aus. Karl Lüönd sei in der Schweizer Medienöffentlichkeit lange als herausragender Vertreter eines attraktiven Boulevard-Journalismus präsent gewesen, sagte Laudator Roger Cahn. Die Jury würdige seine streitbare Art, aber auch seine Resistenz gegen Moden und Trends, gegen Ideologien und Kommerz.

Wo schnell grosse Gewinne winken, wird oft gemauschelt. Bei der Fusion der Zürcher Banken Swissfirst und Bellevue bleiben diesbezüglich bis heute Fragezeichen, die Eidgenössische Bankenkommission spricht von «gewährswidrigem» Handeln. Charlotte Jacquemart und Daniel Hug haben den Stein ins Rollen gebracht und blieben während Monaten hartnäckig an der Geschichte dran.

Jenseits eines simplen schwarz-weiss Schemas verfolgte der freie Journalist Christian Schmidt, wie erstmals in Namibia eine Farm ihren deutschstämmigen Besitzern weggenommen und den Afrikanern zugesprochen wurde. Differenziert schildere er die für beide sinnlose Übung, so Jury-Mitglied Andrea Masüger.

Gleicherweise einfühlsam wie schonungslos habe Bruno Ziauddin die leisen Sensationen des Alltags in einem Zürcher Altersheim aufgespürt, sagte Marco Meier in seienr Würdigung. Der Autor habe die herrschenden Klischees über das Alter herrlich konterkariert mit den Zwischentönen des vorgefundenen Alltags.

Marcel Hänggi schrieb den ersten journalistischen Artikel, der die Aufbruchspolitik des ETH-Präsidenten Ernst Hafen hinterfragte und sein Programm als Leerfloskel in Managerdeutsch entlarvte, erklärte Susanne Mühlemann namens der Jury des Zürcher Journalistenpreises. ETH-intern habe er damit eine heftige Debatte ausgelöst.

Gabrielle Kleinert liefere in ihrem Selbsterfahrungsbericht als Stadtberner Polizistin statt aufgeregtem Stakkato und saftigen Geschichten einen entspannten Erzählton und monotone Stunden auf der Wache – und doch werde es nie langweilig, sagte Margrit Sprecher. Es gelinge ihr so, jegliche Erwartungshaltung zu durchkreuzen.

An der Feier im Casinotheater Winterthur waren zahlreiche prominente Gesichter aus Wirtschaft, Medien und Politik auszumachen. Vor der Würdigung der fünf prämierten Arbeiten und des Gesamtwerks durch die Jury sprach Bundesrätin Doris Leuthard über die Rolle der Medien im Staat. Mike Müller setzte den satirischen Schlusspunkt. (pv.ch)

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