5000 Franken für erlittene Gastro-Qualen

Der Kanton Wallis zeichnet den Publizisten Beat Stauffer mit einem Journalistenpreis aus. In dem prämierten Text über eine alpine Tour rund um den Grand Combin lässt der Autor kein gutes Haar am gastronomischen Elend in den Walliser Berghütten.

«Neben der unvermeidlichen Enge in den vielbegangenen Hütten herrscht hier oben leider allzu oft noch ein etwas puritanischer Geist, den man längst vertrieben glaubte.» Auf seiner Höhentour rund um einen der markantesten Walliser Gipfel, den Grand Combin, hat Beat Stauffer allerhand erlebt. Schöne Naturerlebnisse, anstrengende Aufstiege und das gastronomische Elend in den hochalpinen Hütten.

Der in Basel lebende Publizist arbeitet als freier Journalist für verschiedene Medien (u.a. NZZ und Radio DRS), als Reise- und Kursleiter sowie als Referent. Der von der Informationsstelle Wallis zum ersten Mal verliehene «Walliser Medienpreis» zeichnet Reportagen aus, die den Ferienkanton lobpreisen. Zwar wurde in der Mitteilung der beteiligten Promotionsagenturen auf den Publikationsort des Textes hingewiesen (die Reiseseite der NZZ). Doch weder Titel («In der ‚Pufferzone’ zwischen Matterhorn und Montblanc») noch Auszüge aus dem Inhalt der Wegbeschreibung fanden sich dort – aus gutem Grund.

Walliser Gastfreundschaft
«Als eher unfreundlich muss der Empfang in der Brunet-Hütte bezeichnet werden, wo uns die Hüttenwartin an einem regnerischen Nachmittag um keinen Preis vor 18 Uhr in die Schlafzimmer gehen lassen wollte.» Für solche Gastfreundschaft muss man im Wallis (und anderswo) nicht erst auf 2500 Meter steigen. Sie ist gerade in der mittelmässigen Hotellerie bis zu 3 Sternen eher die Regel als die Ausnahme.

Mit der Ausschreibung des Medienpreises, der in vier Sprachen verliehen wird und mit immerhin mit je 5000 Fr. dotiert ist, bieten die Walliser «einen Anreiz, sich vertieft mit der Kultur, den touristischen Sehenswürdigkeiten, der Lebensqualität und der Gastronomie des Alpenkantons zu beschäftigen». Nichts anderes tat Beat Stauffer. Schon im Untertitel weist er auf die «Tücken mit den Hütten» hin. Der Leiter der Panossière-Hütte stellte pro Stück Brot einen Franken in Rechnung, das «verärgerte nicht nur den Autor».

Aufgeregt hat Stauffer auch, dass «man in all den Hütten kaum lokale Produkte beziehen kann». Statt Kräutertee aus dem Val de Bagnes bekommt der Wanderer einen nüchternen Teebeutel aus dem Supermarkt vorgesetzt, und Käse, Trinkjoghurt oder Trockenwürste aus lokaler Produktion sucht er ebenso vergebens. «Offenbar hat sich die Einsicht noch nicht durchgesetzt, dass viele Bergwanderer und Trekker gerne derartige Produkte konsumieren und auch bereit sind, dafür einen leicht höheren Preis zu entrichten.»

Frugale Kost
In der Jury sitzen übrigens die Staatsräte Jean-Michel Cina und Jean-René Fournier, Pius Rieder (Alt-Chefredaktor des Walliser Boten), Jean-François Fournier (Chefredaktor Le Nouvelliste) sowie Urs Zenhäusern, Präsident der Informationsstelle Wallis. Diese könnte, um ihre Aufgabe wahrzunehmen, den Beitrag von Beat Stauffer in allen Berghäusern als Ansporn aufhängen, damit es um «die frugale Hüttenkost» besser werde.

Die weiteren Preise gingen an Laurent Missbauer für einen Beitrag in «Sports et loisirs», an Alessandra Bonzi («RTSI») und an Josephine Matyas («Toronto Star»). (pv.ch)beat_stauffer.jpg

Beat Stauffer