Das Schweizer Fernsehen versucht, das Leistungsschutzrecht für Presseverleger zu erklären. Den Bloggern wird dabei die Fähigkeit zum Erstellen von originären Inhalten abgesprochen – angeblich bauen Bloginhalte immer auf Inhalten von Journalisten auf.
„Eine nüchterne Analyse der Akteure, Interessen und Geldflüsse im Geschäft mit Online-News“ verspricht der Artikel „Braucht es ein Leistungsschutzrecht? Eine Analyse der Argumente“ auf srf.ch. Erklärt wird die Lage unter anderem mit diesem Video:
Die Digitalredaktion des Schweizer Fernsehens sieht die Akteure wie folgt:
Die Journalisten grinsen gewitzt und sind die einzigen, die überhaupt Ideen haben, sie scheinen vor Kreativität zu sprühen. Die Blogger dürfen auch weiblich sein, sind aber in der Regel männlich, unrasiert, und im Unterhemd. Die Verleger treten auf als gutgelaunte (Lächeln), antiquierte (Monokel), bürgerlich-reiche (Schlips, Zylinder, Pfeife) Figuren. Google ist einfach ein blaues „G“ auf weissem Grund.
Einiges im Video ist richtig dargelegt, einiges aber auch nicht. Die Blogger sollten, nein, müssten sich beklagen. Denn sie werden dargestellt als komplett uninspirierte Typen, die nicht einen eigenen Inhalt herstellen könnten, wären da nicht die kreativen Ideen der Journalisten, die sie verwerten könnten. Ihre Arbeit in den Blogs wird geradezu gleichgestellt mit den Algorithmen der Suchmaschinen (die ja auch keineswegs nur Inhalte von Journalisten indizieren).
Über die Blogger heisst es (ab Minute 1:15):
Und dann gibt es noch Blogger, zum Beispiel. Die nehmen eigentlich auch Bezug auf die [von den Journalisten] erstellten Inhalte, verweisen auf diese, doch „verwursten“ diese in der Regel auch noch, fügen also auch noch selbst Inhalte hinzu.
Das stimmt nur teilweise.
Auf welche Inhalte von Verlegern und Journalisten bauen denn Blogs auf, die über ihren eigenen Alltag berichten? Wieso wird Kochbloggern, die eigene Rezepte ins Netz stellen, der originäre Inhalt abgesprochen? Was fehlt Bloggern, die politische oder wirtschaftliche Analysen bereitstellen, um vom SRF als eigenständige Publizisten wahrgenommen zu werden?
Jeder, auch jeder journalistische Beitrag baut auf bereits Vorhandenem auf und beruht auf Ereignissen, Aussagen, Dokumenten. Diese werden aufgenommen, besprochen, zitiert, zum Teil mit eigenen Gedanken angereichert.
Weiter wird behauptet, „die Aggregatoren möchten sich einen Teil der Werbeeinnahmen abschneiden“ (ab 2:27 Minuten). Das bleibt eine unbewiesene Behauptung: Google News ist nach wie vor werbefrei, auch auf Aggregatoren wie Rivva sehe ich derzeit keine Werbung.
Irritierend ist auch, dass ein Teil der Blogger auf die Seite der Verleger gestellt wird (ab 2:35 Minuten). Es ist sicher richtig, kommerziell orientierte Publizisten zusammenzufassen, von einem ein Leistungsschutzrecht fordernden Blogger habe ich allerdings noch nie gehört. Tatsächlich steht in der Frage des Leistungsschutzrechts kaum ein Blogger auf der Seite der ein solches Recht fordernden Verleger.
Wer sich zum Leistungsschutzrecht informieren möchte, kommt nach wie vor nicht darum herum, Beiträge von Bloggern zu lesen. Das SRF sollte das Erklären ein zweites Mal versuchen.