Der Journalist Otto Hostettler („Beobachter“) und der Ex-Journalist Oliver Classen („Erklärung von Bern“) diskutieren über das Wesen des Lobbyisten.
Bild: Screenshot ottohostettler.wordpress.com
Die Diskussion startete vor etwa drei Wochen einer Reply auf einen Tweet:
Was machen eigentlich Lobbyisten am #rt_maz? @Oliver_Classen @mazluzern
— Otto Hostettler (@ottobeobachtet) January 27, 2014
Mit „Lobbyist“ gemeint ist natürlich Oliver Classen, der jahrelang als Medienjournalist aktiv war, seit einiger Zeit aber die Interessen der „Erklärung von Bern“ vertritt, einer Schweizer NGO „mit über 25’000 Mitgliedern“, die sich für eine „gerechtere Globalisierung“ einsetzt, so die Selbstauskunft.
Die weitere Entwicklung der Auseinandersetzung, in die sich, wie auf Twitter üblich, auch andere einmischten, hat Nick Lüthi auf Storify zusammengefasst.
Darauf schrieb PR-Arbeiter Oliver Classen in der „Werbewoche“, man müsse doch bitte unterscheiden zwischen „herkömmlicher“ und „notwendiger“ PR. Sich selbst zählte er zusammen mit den Journalisten zu den „strukturell Ohnmächtigen“, die sozusagen Seite an Seite „die Positionen und Institutionen politischer oder wirtschaftlicher Macht“ in Frage stellen.
Otto Hostettler sieht das anders. Zwei Wochen später reagiert er nun mit dem Beitrag „Warum ich mich gegen PR abgrenze“:
Classen sieht sich noch immer als Journalist, er ist sogar «konsterniert», mit klassischen Lobbyisten verglichen zu werden. Es gibt Journalisten, die sagen, er sei eben ein «guter» Lobbyist.
Und hier sind wir zurück beim Ursprungstweet von Hostettler, der Frage, was ein Lobbyist eigentlich an einem Recherchetag von Journalisten sucht:
Die Antwort ist einfach. Classen kam wegen der Journalisten. Selten versammeln sich in der Schweiz so viele neugierige, motivierte Journalistinnen und Journalisten an einem Ort. Gegen 80 an der Zahl konnte er am Recherche-Anlass auf einen Schlag treffen. Um seine Themen in Schweizer Medien zu platzieren, braucht Classen Zugang zu Journalisten. An diesem Treffen standen für ihn Aufwand und Ertrag in einem traumhaften Verhältnis. Effizienter kann Lobbyismus kaum sein.
Die Frage ist durchaus selbstkritisch gemeint: Hätten wir Journalisten andere Lobbyisten auch an der Tagung teilnehmen lassen? Etwa Thomas B. Cueni, Cheflobbyist von Interpharma, Jürg Wildberger von Hirzel.Nef.Schmid-Konsulenten. Wie so viele Lobbyisten waren auch Cueni und Wildberger einst Journalisten. Wetten, dass ein Aufschrei durch die Medienszene erfolgt, wenn der Interpharma-Chef am Recherchetag aufkreuzt?
Da wette ich mit, auf der Seite von Hostettler. Wettet jemand dagegen?