Auf- und ausgesplittet

Schon wieder eine Entlassungswelle bei Tamedia:  Mit der Übernahme der Zürcher Landzeitungen stellt Tamedia erneut bis zu 50 Journalistinnen und Journalisten auf die Strasse. 

Der Tamedia-Konzern schreibt weiterhin fleissig Gewinne und verfügt über komfortalbe Reserven. An der Halbjahresmedienkonferenz anfangs September freute sich Tamedia über eine Gewinnsteigerung von über 400% auf 48.8 Millionen Franken. Diesen weiter zu steigern ist dem Konzern jedoch wichtiger, als in seinem traditionellen Kerngeschäft, der Information, die Vielfalt und Qualität hoch zu halten. Kaum ist die frohe Botschaft an die Aktionäre raus, folgt die schechte an die Mitarbeitenden.

Als Tamedia 2006 die sogenannten Regional-Splits des „Tages-Anzeigers“ einführte, ging es nicht nur um die „Aufwertung der regionalen Berichterstattung im Kanton Zürich“, wie kommuniziert wurde. Die Splits waren vielmehr eine Kampfansage an die traditionsreichen Zürcher Landzeitungen „Zürichsee-Zeitung“, „Zürcher Unterländder“ und „Zürcher Oberländer“. Nach vier Jahren waren diese genug zermürbt, um von Tamedia übernommen zu werden. Nun ‚integriert‘ Tamedia die Splitredaktionen in die Redaktionen der Landzeitungen. Gleichzeitig soll einmal mehr rationalisiert werden, was einen einschneidenden Stellenabbau auf allen Redaktionen bedeutet.

 Langjährigen Medienschaffenden der Landzeitungen droht die Kündigung, ebenso wie den SplitredaktorInnen, die mit viel Engagement die Regionalredaktionen des Tages-Anzeigers aufgebaut haben, und nicht zuletzt auch Journalistinnen und Journalisten, die bei der Gründung der Splits von den Landzeitungen abgeworben worden waren. Da Tamedia den Markt praktisch alleine beherrscht, droht ihnen allen Arbeitslosigkeit. Über die genaue Anzahl von Kündigungen werden die Redaktionen immer noch im Dunkeln gelassen. 

Die Betroffenen erhalten immerhin einen vergleichsweise guten Sozialplan. Härtefälle lassen sich aber nicht gänzlich vermeiden, beklagen die Berufsverbände Impressum und Comedia. Sie fordern die Rückkehr zur gelebten  Sozialpartnerschaft, um gemeinsame Herausforderungen gemeinsam zu meistern, wuren aber bisher von den Verhandlungen ausgeschlossen. Dies, obwohl die beiden Organisationen letztes Jahr einen wesentlichen Beitrag zur konstruktiven Verhandlung eines fairen Sozialplans für den „Tages-Anzeiger“ beigetragen hatten.