Der „allererste“ abgesetzte Chef

Musste Markus Spillmann als „erster Chefredaktor in der Geschichte“ der NZZ zurücktreten, wie zum Beispiel Christian Lüscher im „Bund“ schrieb? Nein. Das klärt die NZZ in eigener Sache auf.

Christian Lüscher im "Bund" vom 10. Dezember 2014.
Ausriss: Der Text von Christian Lüscher im „Bund“ vom 10. Dezember 2014.

Vom Artikel von Christian Lüscher zum Rücktritt von Markus Spillmann als NZZ-Chefredaktor am 10. Dezember 2014 gibt es mehrere Versionen. Interessant, wie dabei die Inhalte innerhalb der Tamedia varieren.

Im „Bund“ steht im Lead, er sei der „allererste Chef“, der gehen müsse und im Text: „Als erster Chefredaktor in der Geschichte der ‚Neuen Zürcher Zeitung‘ muss Spillmann unfreiwillig von seinem Posten zurücktreten.“

Im „Tages-Anzeiger“ (und im Newsnet) steht im Lead, er sei der „erste Chef“, der gehen müsse und im Text: „Als erster Chefredaktor in der jüngeren Geschichte der ‚Neuen Zürcher Zeitung‘ muss Spillmann unfreiwillig von seinem Posten zurücktreten.“

Richtig ist letzteres: Spillmann war der erste Chefredaktor der jüngeren NZZ-Geschichte, der seinen Abgang nicht selbst eingeleitet hatte. Doch auch der Lead im „Infosperber“ beschrieb das Ereignis als beispiellos:

Peter Studer

Beispiellos ist der Vorgang aber keineswegs, wie Historiker Thomas Maissen in der NZZ aufklärt. Erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts waren NZZ-Chefredaktoren nahezu lebenslänglich angestellt:

Walter Bissegger von 1885 bis 1915, dann Albert Meyer bis zu seiner Wahl in den Bundesrat 1929, Willy Bretscher von 1933 bis 1968, darauf Fred Luchsinger bis 1985 und Hugo Bütler bis 2006.

Mehr dazu hier:

„Chefredaktoren auf dem Schleudersitz“ (nzz.ch, Thomas Maissen)