Der Griesgram von Oerlikon

Der vor drei Jahren pensionierte SF-Direktor Peter Schellenberg nimmt das Ende seiner Liebslingssoap «Lüthi und Blanc» zum Anlass, an seiner Nachfolgerin Ingrid Deltenre herumzunörgeln. Kaffee trinkend, Zigarillo rauchend, in griesgrämigem Ton zieht er  im SoBli vom Leder – und beweist damit, wie er in der Zeit stehen geblieben ist. Der Mann, der 40 Jahre seines Lebens im Leutschenbach verbracht hat, sagt heute, SF verpulvere sein Geld im Internet, das Nachrichtenstudio gleiche einer Hotelreception und sei mit Versandhauskatalog-Models bestückt, Deltenre fehle «jedes gesellschaftspolitische und soziale Fundament». Der Leser rätselt, wie Schellenberg zu diesem Urteil kommt, schliesslich schaut er trotz 4 TV-Geräten in seinem Häuschen in Zürich-Nord laut eigenen Angaben relativ selten SF. Dass Deltenre dem Schellenbergschen Protektionismus im Personalbereich ein Ende bereitete, bezeichnet er als «regelrechte Säuberungsaktion». Als die Interviewer einwenden, vielleicht habe er SF in einem Zustand hinterlassen, der nichts anderes als aufzuräumen zugelassen habe, gibt er immerhin zu, der Laden sei unter ihm nicht auf Quote getrimmt gewesen.
   Kann der arme Rentner nun gar nicht mehr fern sehen? Doch: Schellenberg schwärmt von den 800 DVDs in der Spielfilm-Sammlung seines Sohnes. (pv.ch)