Die Grenzen der Werbung

Ringier und Tamedia überschreiten die Grenzen zwischen dem Journalismus und der Werbung. Ist irgendwann alles Werbung und nichts mehr Journalismus?

Screenshot 20min.ch
Bild: Screenshot 20min.ch

Das „Swiss Media Forum“ in Luzern ist vorbei, nach NZZ-Digitalchef Peter Hogenkamp „nach wie vor die einzige Medienkonferenz, die man nicht völlig deprimiert verlässt“. Grosses Lob von verschiedener Seite erhielten die Moderationsqualitäten von Susanne Wille, die also hoffentlich bald mal wieder etwas moderieren wird.

Angesprochen wurden auch die Grenzen der Werbung, so von „Zeit-Schweiz“-Chefredaktor Peer Teuwsen:

Gegen innovative Werbung ist nichts einzuwenden, aber was ist so schwierig daran, obendrüber „Werbung“ bzw. „Reklame“ zu schreiben? Wenn das nicht geschieht, vermischen sich Werbung und Journalismus immer mehr, mit dem Ende, dass alles Werbung ist und nichts mehr Journalismus.

Bei Ringier haben sich die Werber gleich direkt in die Redaktion gesetzt, wie auf persoenlich.com nachzulesen ist:

„Bei Tagestiteln wie beim Blick hatten wir nur ganz wenig Zeit. Maximal 90 Minuten. Zu diesem Zweck haben wir uns gleich in die Redaktion gesetzt. Sobald die Titelseite bestimmt war, haben wir losgelegt. Bei Wochentiteln wie der Schweizer Illustrierte, L’Illustré und Il Caffè hatten wir etwas mehr Zeit. Vielleicht 24 Stunden Vorlauf. Der SonntagsBlick am Pfingstsamstag war auch ganz sportlich.“

Wenn Werber schon ganz selbstverständlich in der Redaktion sitzen, was kommt als Nächstes? Dass sie auch gleich selbst Artikel schreiben?

Auf der Website von 20min.ch sucht man derweil in einem „Promotion“ übertitelten Beitrag PR-Reporter:

„Bis im Herbst suchen 20 Minuten und SWISS jeden Monat einen ‚Fliegenden Reporter‘, der mit Begleitung in eine europäische Destination fliegt, dort zwei Tage verbringt und danach auf 20minuten.ch von seinen Erlebnissen berichtet. Haben Sie Lust, für uns die Restaurants und Cafés, das Hotel, das Shoppingangebot, die Ausgangsmöglichkeiten und die kulturellen Attraktionen zu testen? Wenn Sie am 1./2. Juni als ‚Fliegender Reporter‘ Valencia entdecken möchten, nehmen Sie beim aktuellen Wettbewerb teil: Lesen Sie die Teilnahmebedingungen durch und teilen Sie uns mit, warum gerade Sie es verdienen, ‚Fliegender Reporter‘ zu werden.“

Meine Meinung: Ich glaube nicht, dass eine Verschmelzung von Werbung und Journalismus gut herauskommt. Journalisten, die diesen Vorgängen kritisch gegenüberstehen, sollten sich zu Wort melden.