Die Medienqualität in der Schweiz soll weiter ausgemessen werden

Das Jahrbuch „Qualität der Medien“ erhält womöglich Gesellschaft. Ein „Stifterverein Medienqualität Schweiz“ will eine Stiftung gründen, die ein „unabhängiges Qualitätsrating der Informationsmedien Schweiz“ betreiben soll.

Medienqualität Schweiz

Nach einigen Jahren Erfahrung als Medienblogger kann ich sagen, dass es viele Journalisten und Verlagsmitarbeiter gibt, die es überhaupt nicht schätzen, wenn sich jemand ungefragt mit der Qualität ihrer Arbeit beschäftigt. Aber das macht ja nichts, denn Medienfreiheit gilt auch für Medienblogger und Medienprofessoren. Medienkritik, ganz simpel, darf jeder betreiben, der sich dazu berufen fühlt.

Nun haben sich mal wieder vier in der Öffentlichkeit nicht unbekannte Personen zu einem Verein zusammengeschlossen, der sich mit der Qualität der Schweizer Medien beschäftigen will: Sylvia Egli von Matt, Andreas Durisch, Bruno Gehrig und Markus Notter (der das Präsidium übernimmt).

Dieser neu gegründete Verein heisst Stifterverein Medienqualität Schweiz, er bezweckt den Aufbau einer Stiftung, die zu einer „unabhängigen Bewertungsinstitution“ werden soll und die Schweizer Medien bewerten will, natürlich „neutral und fair“. In der Medienmitteilung heisst es:

Das Informationsangebot der 50 reichweitenstärksten überregionalen Pressetitel, Newssites und Informationsformate der elektronischen Medien (Radio/TV) soll wissenschaftlich nach einem vorgegebenen Raster in Bezug auf relevante Qualitätsaspekte analysiert, verglichen und bewertet werden. Das Rating beurteilt die Qualität der bedeutenden Titel und Sendegefässe in den drei grossen Sprachregionen der Schweiz.

Geplant ist, dass die wissenschaftliche Analyse von Vinzenz Wyss (ZHAW Winterthur), Mark Eisenegger (fög/Uni Zürich) und Diana Ingenhoff (Uni Freiburg) betrieben wird.

2015 sollen dazu die notwendigen Daten erhoben werden, im Frühjahr 2016 soll es die ersten Auswertungen des Qualitätsratings geben. Ob es auf Print geschehen wird, wie das Jahrbuch oder einfach im Netz, ist noch nicht bekannt, dazu muss die Stiftung ja auch erst mal gegründet werden. Jedenfalls schon mal speichern sollte man sich diese Website: Medienqualitaet-schweiz.ch.

Es würde sicherlich interessant sein, was die Forschung im Detail herausfinden wird. Einzelne Befunde werden überraschen, je nach dem werden sie sogar kommerzielle Folgen nach sich ziehen. Im Allgemeinen allerdings kann man den Befund jetzt schon absehen, denn es wird im grossen Ganzen wohl weitergehen wie in den letzten Jahren: Die Printmedien werden weiter schrumpfen und mit ihnen auch mehrheitlich die Qualität oder aber der gelieferte Umfang. Die Musik wird online spielen, mit breiter Boulevardisierung einerseits und mit mühsam, aber sicher anlaufenden Bezahlmodellen andererseits.

2 Millionen Franken Stiftungskapital werden angestrebt. Einfach mal so als Frage: Wie viel grossartigen Journalismus könnte man erzeugen mit 2 Millionen Franken? Würde man den Betrag verteilen an freie Journalisten, die ihre Beiträge selbständig erarbeiten und pro Beitrag 1000 Franken erhalten, so könnte man 2000 journalistische Beiträge finanzieren. Damit könnte man eine Website über fünf Jahre lang mit täglich einem neuen journalistischen Beitrag füllen.

Wäre es nicht vielleicht klüger, das Geld direkt in den Journalismus zu stecken, als das eh schon absehbare Resultat zu erhalten, dass sich der Journalismus im Niedergang befindet?