Die Nacherzählung – mit und ohne Link

NZZ-Medienredaktor Rainer Stadler greift eine Entwicklung auf, die sich in den letzten Jahren angehäuft hat: Die Nacherzählung.
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Es ist etwas ganz natürliches: Menschen reden miteinander, Menschen erzählen sich Geschichten, die sie gehört oder gelesen haben. Publikationen machen das seit Jahrhunderten. Auch im Web ist das beliebt, seit jeder seine Gedanken per Blogs oder Twitter an viele Empfänger senden kann.

Recherche kostet Zeit und Geld, also verlegen sich viele darauf, einfach nur nachzuerzählen, was sie von anderen gehört haben. Viele Blogger machen es so, viele Online-Portale, Zeitungen mitunter auch. Alles in allem sind es nur wenige, die dabei ganz auf eine Quellenangabe verzichten.

Ein entscheidender Unterschied besteht aber darin, ob man eine Geschichte vollständig zusammenfasst, so, dass es kaum einen Anreiz gibt, die Story bei der ursprünglichen Quelle nachzulesen.

Oder ob man einige Punkte daraus anschneidet und dann einen Link setzt, so, dass es einen Anreiz gibt, die Story bei der ursprünglichen Quelle nachzulesen.

Online-Portale von Zeitungshäusern verlinken auch 2011 noch kaum je gegen aussen, also auf andere Portale, Websites oder Blogs.

Allgemein gilt: Websites, die keine Links nach aussen setzen …

… informieren so den Leser weniger gut, als sie das mit einer Linkangabe könnten.

… behandeln ihre Leser, als wären sie unmündig und nicht fähig, die Story selbst zu googlen oder auf dem angegebenen Portal nachzulesen.

… bilden sich ein, dass die Leser schön brav dort bleiben, wo keine Links nach aussen gesetzt werden.

Rainer Stadler stellt fest:

„Wenn also ein Internet-Journalist in seinen Texten keine Links setzt, kann man ihm nicht einfach Faulheit vorwerfen. Er dient dabei ebenso der Geschäftslogik, indem er der Konkurrenz, welche die Kernleistung erbrachte, keine Besucher zuleitet.“

Es ist kaum so, dass Internet-Journalisten das nicht tun würden, wenn sie könnten. Sondern eher so, dass es ihnen aus der Chefetage so und nicht anders vorgeschrieben wird.

Ich behaupte: Die nächsten Jahren werden zeigen, dass sich diese ängstlichen Abschottungsverfechter irren. Das Prinzip „Link“ ist stärker. Wer auf eine wertvolle URL verwiesen wird, kehrt zurück, um noch mehr gute Hinweise zu erhalten.

In diesem Sinne, klicken sie den nachfolgenden Link. Er beinhaltet lesenswerte Informationen, die in dieser, mit eigenen Gedanken angereicherten Nacherzählung so noch nicht angeschnitten wurden:

„Was dein ist, ist auch mein“
(nzz.ch, Rainer Stadler)

Bild: Gemeinsame Arbeit an der Maus, Flickr/rockinfree, CC BY-Lizenz