Die NZZ und der «doofe» Leserbrief

Ein Leserbriefschreiber protestiert seine Zuschrift sei durch den NZZ-Rotstift aller Zähne beraubt worden. Das Presseratspräsidium bezeichnet den Ärger des Beschwerdeführers zwar als nachvollziehbar, will aber auf die Beschwerde nicht eintreten.

Leserbriefschreiber X sandte am 11. Dezember 2007 eine Zuschrift an die Leserbriefredaktion der NZZ. Dabei ging es um die Sub-Prime-Kirse. Die NZZ veröffentlichte die Zuschrift von X gemeinsam mit anderen Leserbriefen unter dem Titel «Harsche Kritik an der UBS» in der Ausgabe vom 15./16. Dezember 2007 in einer bearbeiteten und gekürzten Fassung.

Gegen diese «Zensur» protestierte X bei NZZ-Chefredaktor Markus Spiellmann, seine Zuschrift sei «durch den Rotstift aller Zähne beraubt und somit die Absicht und Meinung des Schreibers entstellt» worden. In seiner Antwort wies Spillmann darauf hin, dass es kein Recht auf integralen Abdruck eines Leserbriefs gebe: «Kürzungen werden von der Redaktion sorgfältig vorgenommen, ohne wenn immer möglich den Kern der Aussage dadurch zu verfälschen.»

Weil X diese Antwort nicht akzeptieren wollte, gelangte er an den Presserat. In der publizierten Fassung erscheine dem Leserbriefschreiber der Text als etwas «doof», in jedem Fall nicht seinem etwas direkten und gerne satirischen Ausdruck entsprechend.

Gemäss Geschäftsreglement des Presserats werden offensichtlich unbegründete Beschwerden und solche, auf die der Presserat wegen Fristablauf oder mangels Zuständigkeit nicht eintritt, vom Presseratspräsidium behandelt. Der Rat selbst trat auf die Beschwerde deshalb nicht ein.

Der subjektive Ärger des Beschwerdeführers (dass die aus Sicht des Leserbriefschreibers angriffigsten Begriffe und stilistisch originellsten Passagen weggekürzt wurden) bezeichnet das Presseratspräsidium zwar als nachvollziehbar, doch ändere dies nichts daran, dass der wesentliche Inhalt der Zuschrift durch die redaktionelle Bearbeitung weder entstellt noch verzerrt worden sei.

Der Leserbrief und die «doofe» gekürzte Version der NZZ liest man hier. (pv.ch)

                 
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