Echter Lokaljournalismus ist gefragt

Carlo Imboden hält das Lokale für entscheidend. Und er meint damit Lokaljournalismus, nicht den Abdruck von Pressemitteilungen und Verlautbarungen.

Carlo Imboden versucht, mit einem Readerscan-Verfahren Erkenntnisse über das Verhalten von Zeitungslesern zu erlangen. Dem Portal drehscheibe.org gewährte er dazu im Vorfeld des 20. Forum Lokaljournalismus ein Interview.

Die Newsspalten in den Zeitungen gehören der Vergangenheit an, glaubt Imboden, denn niemand möchte in der Zeitung lesen, was er bereits am Abend zuvor auf dem Smartphone oder einem Online-Portal gelesen habe. Immer entscheidender dageben werde der Lokalteil:

Wenn ich die Mantel-Informationen online besser und gratis bekommen kann – vom Wall Street Journal bis zur FAZ – aber keine gu­ten Inhalte im Lokalen bekomme, dann ist niemand mehr bereit, etwas dafür zu bezahlen. Diese Erosion der Abo-Bestellung findet ja nicht bei den Lesern in hohem Alter statt – dort nur aufgrund von Todesfällen –, sondern in der Generation zwischen 40 und 60. Denn die sagt inzwischen: Wozu brauche ich noch die Zeitung, wenn ich im Lokalen nur das abgedruckt bekomme, was zum Beispiel die Pressure Groups, die Vereine, die Feuerwehr, die Politpromis etc. diktieren? Wenn ich nur das bekomme, dann bin ich nicht mehr bereit, etwas dafür zu bezahlen. Das Bewusstsein, dass das Lokale wichtiger wird, muss ge­­­schärft werden. Das Abdrucken von Vereinsmeldungen, diese Ehrungen und Jubiläen – damit stirbt die Zeitung. Es ist der Zeitpunkt ge­kommen, das zu verändern. Wenn es jetzt nicht passiert, dann sieht die Zukunft düster aus.

Was heisst das also für die Zeitungen? Eine Investition in kritischen Lokaljournalismus könnte sich lohnen. Meldungen von der Feuerwehr und von den Vereinen erhält man nämlich auch direkt im Netz oder per Newsletter.

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