Passiert etwas, pressiert es. Mit Hektik suggerierenden News-Tickern, bunten «Breaking News»-Balken und wandernden Schlagzeilen-Bändern machen die Medien Dampf. Die viele heisse Luft kann nerven. Sie kann aber auch entspannend sein wie ein Spaziergang durch den kühlen Frühlingswald, findet Schriftsteller Peter Glaser. 
Arabellion, Gaddhafies, Tsunamie, Fukoschlimmer. Wenn sich die Ereignisse überschlagen, steigern sich die Nachrichtenredaktionen in den Rausch. Sie bedienen den Hunger nach dem Neuen, dem Grauen, dem Unglaublichen. «Die Grossereignisse schie¬ben sich nachrichtlich ineinander und die Medien versuchen, diese Ereignisflut zu kanalisieren.», schreibt Peter Glaser in einem «Freitag»-Essay mit dem Titel «Die Zuvielisation». Die reale Monsterwelle werde umgeformt zu «einer Sturzwelle aus Nachrichten».
Vor allem Online-Medien überschlagen sich in der Ereignisfülle. Mit den Tickermeldungen greifen diese allerdings auf ein Hilfsmittel zurück, das aus der Frühzeit der Telegrafie stammt. Aus Kostengründen wurden damals im sprichwörtlichen Telegrammstil keine ganzen Sätze gebildet, sondern nur knappe Worte anein¬andergereiht. Aus Kostengründen gibt es auch heute wieder nur knappe Worte.
«Der digitale Medienfluss ist dabei, sich in eine Umweltbedingung zu verwandeln.». Immer und überall da. Gestern öffnete sich einmal pro Abend mit der Tagesschau das Nachrichtenfenster in die Welt, am Morgen danach die Vertiefung auf Papier. Heute ist das Internet zum Inbegriff der Permanenz geworden. «Ständig geht es vor sich, aktualisiert sich, vibriert vor Mitteilsamkeit.»
In Anlehnung an Frank Schirrmachers Analogie können man einen Waldspaziergang unterschirdlich beschreiben. «Man kann sich von der Wahrnehmung einer Unzahl von Blättern und Tannennadeln überfordert sehen und eine Rückkehr zur humanistischen Gehölzwahrnehmungstechnologie fordern. Man kann aber auch einen Spaziergang durch einen Wald machen und erholt wieder nach Haus kommen.»
Glasers lesenswerter Aufsatz, am besten ganz in Ruhe aufnehmen – beim «Freitag»: http://www.freitag.de/kultur/1113-die-zuvielisation
Beispiele der Ticker-Mania beim Medienspiegel
Newsnetz-Startseite vom 23. März 2011, 18.30 Uhr. Quelle:
http://www.medienspiegel.ch/archives/002826.html
Eine Analyse zum veränderten Leseverhalten bei Grossereignissen findet sich im Spiegel: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,752893,00.html