Entlassen, und dann?

Was machen Medienschaffende, wenn sie auf die Strasse gestellt werden? Im fernen Seattle liess sich der weitere Werdegang von entlassenen Redaktionsmitgliedern genau verfolgen.  

Mehr als 500 Stellen sind in den letzten zwei Jahren allein auf dem Platz Zürich weggefallen. Oftmals hart für die Betroffenen, die sich einen neuen Job, manche sogar einen neuen Beruf suchen mussten. Einige Glückliche fanden rasch einen neue Stelle, ein neues Umfeld, neues Glück. Doch was aus den Anderen geworden ist, lässt sich nur erahnen.

Wohin es die Entlassenen zieht, haben jetzt Kollegen im fernen Seattle relativ präzis nachzeichnen können. Im März 2009 stellte der dortige Print-Platzhirsch, der Seattle Post-Intelligencer, sein Erscheinen ein. 140 Redaktionsmitglieder mussten gehen. Eine von ihnen, Ruth Teichroeb, hat 18 Monate später nachgeforscht, was aus ihnen geworden ist.

Die Hälfte hat neue Arbeit gefunden, und zwar Vollzeit-Jobs. 25% haben sich selbständig gemacht, weitere 20% sind immer noch arbeitslos. Neun der 140 haben ein Studium aufgenommen. Zwei Personen sind unterdessen pensioniert, eine hat sich voll der Elternrolle zugewendet.

Von allen Ehemaligen arbeitet die Hälfte immer noch im Journalismus. Der Rest ist in Kommunikationsabteilungen von Firmen oder Verwaltung und bei Non-Profit-Organisationen untergekommen. Von denen, die arbeiten, verdienen heute 60% weniger als früher.

Ein Ergebnis der Studie lässt aufhorchen: Die meisten denken mit Wehmut an die guten alten Zeiten auf der Redaktion. Selbst solche, die neue spannende Jobs im Online oder Social Media haben, tun sich schwer mit dem Verlust der Institution Zeitung, mit der Lücke, die eine eingestellter Titel hinterlässt.  

«It’s interesting to learn new skills and be inside the revolution. But I remain saddened and concerned about what the demise of the P-I and so many other newspapers means for journalism. I’m not sure the public fully appreciates what’s been lost and what has yet to replace it», sagt ein Ex-Kollege, der heute beim Radio arbeitet.

Noch hat bei uns das grosse Zeitungssterben nicht eingesetzt. Aber manche glauben, lange wird es nicht mehr dauern. Der Seattle Post-Intelligencer publiziert übrigens immer noch online – und macht das nicht schlecht, sagen die Leute in trendigen Stadt an Amerikas Westküste. (via Greenslade/Guardian)