Grosse Worte für den kleinen König

Schulterklopfen, Händeschütteln, Ohrenspitzen: Am traditionellen Dreikönigstreffen des Verlegerverbandes im World Trade Center in Zürich geht es nur um das Eine: Sehen und gesehen werden.  

Jedes Jahr wieder: Man staunt, wie viele aus der Branche einen Tag dem Büro fern bleiben können, ohne das es irgendjemand auffiele. An der  Dreikönigstagung des Verbands Schweizer Medien, die in diesem Jahr fünf Tage nach dem Dreikönigstag stattfindet, gibt es Auftritte, wie die des Verbandspräsidenten Hanspeter Lebrument, die so berechenbar sind, wie der Inhalt seiner Rede. Sie trägt in diesem Jahr den Titel: «Aufstieg und Ausbreitung des Journalismus». Sein Referat hätte auch die gegenteilige Überschrift vertragen: «Abstieg und Degeneration». Lebruments Verbandsmitglieder haben hart an dieser Entwicklung gearbeitet.

Doch zunächst eine Analyse aus dem Elfenbeinturm. Gabriele Siegert, Direktorin des Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung an der Universität Zürich IMPZ, berichtet «Zur Lage der Medien in der Schweiz». Liegen sie danieder? Kopf nach oben oder unten? «Worauf es ankommt» im neuen Jahr, weiss der nächste Redner vor der Kaffeepause mit Königskuchen: Roger de Weck. Er muss es wissen, hat doch seine Amtszeit als SRG-Chef nun begonnen.

Dann geht es in die Niederungen des Alltags. Mit einem Grusswort des obersten Nachrichtenspenders der Schweiz. Er kommt aus Österreich, heisst Peter Kropsch, ist Geschäftsführer der APA und kontrolliert indirekt den hiesigen Agenturmonopolisten SDA samt AWP und Keystone. Sein Referat stellt er lyrisch unter den Titel «An der Quelle des Nachrichtenflusses». Wussten wir es doch: die Quelle alles Schönen ist in Wien.       

Dann darf Norbert Neininger ran, der ein Geburtshilfe-Panel mit Exponenten von Schweizer Radio, St. Galler Tagblatt, NZZ und SDA leitet zum Thema «Wie kommen die Nachrichten auf die Welt?». Neininger selbst ist in die Schlagzeilen geraten, seit er die Nachrichten aus seiner Welt, der Region Schaffhausen, hinter eine hohe Mauer aus Bezahlstellen stellt, auf das sie niemand mehr sehe, bzw. erst einmal dafür zahle. Aus seiner Welt dürften somit kaum noch Nachrichten in die weite Welt (des Internets) gelangen.

Zum wichtigsten Teil des Tages, dem Stehlunch geht es sodann. Sehen und gesehen werden, Reden und reden lassen. Zum Verdauen dann ein wenig leichte Kost: «Coopetition», Kooperieren und konkurrieren, das ist die Affiche für Michael Brockhaus’ Referat am Nachmittag. Er vertritt die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, zu der neben etlichen Buchverlagen auch die ZEIT und der Südkurier gehören sowie das Basler Forschungsinstitut Prognos. Den Schweizer Verlagen am nächsten steht aber das Kuppelportal Parship, das schöne Online-Einnahmen generiert, ohne das man etwas tun muss.  

Zwei jugendlich frische Auftritte dann zum Dessert, ehe es zum finalen Apero geht: Vom Kulturwandel berichtet Christoph Bauer, CEO der AZ Medien. Er kann erzählen, wie man in einem klammen Verlag den Rotstift ansetzt. Die Reduktion aufs Wesentliche als kulturelle Leistung. Der AZ-Verlag macht derzeit einen besonderen Wandel durch, von dem andere lernen wollen. Den Schlusspunkt darf Mark Walder setzen, CEO von Ringier Schweiz. Sein Lieblingsthema: «Wie Medien sich unterhalten». Am liebsten darüber: Wer hat in diesem Jahr den König in seinem Brötli gehabt? Wer darf sich die Krone aufsetzen?

Nachtrag: Constantin Seibt vom Tagi hat sich an der Tagung amüsiert… 
Isabelle Imhof auf NZZ Online über halvolle und halbleere Gläser…