Jeder mit jedem, jede mit jeder

Die Konsolidierung der Schweizer Presselandschaft ist in vollem Gang. Die einen Kleinen werden von Grossen geschluckt und hängen sich ein Mäntelchen um. Die Mittelgrossen setzen auf Kooperation und Synergien. Auch sie suchen sich einen wärmenden Mantel. Und alles fragt sich: «Who’s next?»

Nach dem Tagi-Edi-Pressedeal, der Tamedia auch in der Westschweiz zum Platzhirsch macht, gerät nun die NZZ unter Zugzwang. Via Interview ventilierte CEO  Albert «Polo» Stäheli, dass er in alle Richtungen verhandelt, um seinen Rayon auszuweiten. Nach Osten mit dem Verlegerpräsident Lebrument, dessen Monopol im Bünderland lockt, nach Westen zum Herrn Wanner, dem König des Mittellandes, und nach Nordwesten zur Familie Hagemann, die offenbar noch zögert, ihr sinkendes BaZ-Schiff zu verlassen. Stähli formulierte sein Interesse am Aktienpaket, das die Publigroupe an den Basler Zeitung Medien hält, so: «Daran wären wir interessiert, sofern die Mehrheitsbesitzerin, die Familie Hagemann, das ebenfalls so sieht.»

Für das Stammhaus an der Falkenstrasse, das der NZZ-Gruppe derzeit Verluste einbringt, sieht der Chef zahlreiche Optionen und läutet dort nun eine Phase des Experimentierens ein. Alles ist denkbar: Ein Abopreis von 1000 Franken pro Jahr oder 5 Franken pro Online-Artikel, wenn es denn die Zahlungsbereitschaft der Leserschaft hergibt. Ob das haut? Die Experten zweifeln…

Da ist es doch einfacher, zuzukaufen: «Ohne Kooperation wird kein Zeitungsverlag überleben können. Im Moment redet jeder mit jedem», sagt CEO Stäheli. «Vor dem Hintergrund, dass die Tamedia Edipresse übernimmt, ist die NZZ-Gruppe in die Rolle eines interessanten Kooperationspartners gekommen. Und Kooperationen bieten ein interessantes Sparpotenzial, sei es in den Services, im redaktionellen Mantelbereich oder im Druckbereich, wo es in nächster Zeit zunehmend Überkapazitäten geben wird.» (pv.ch)staeheli.jpg

Albert P. Stäheli (Bild: NZZ)